Trotz Ukrainekrieg, hohen Abschreibungen aus dem Energiegeschäft und der Lieferkettenproblematik konnte Siemens seinen Gewinn aus dem industriellen Geschäft auf 10,3 Mrd. Euro steigern. Im Geschäftsjahr 2023 möchte der Konzern deutlich mehr verdienen.
Siemens hat das von Ukrainekrieg und hohen Abschreibungen auf das ehemalige Energiegeschäft geprägte Geschäftsjahr mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Nach einem starken vierten Quartal steht unter dem Strich ein Plus von 4,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Im seit Oktober laufenden neuen Geschäftsjahr will Siemens wieder deutlich mehr verdienen.
Das zentrale industrielle Geschäft war bei Siemens sogar auf Rekordniveau gelaufen. Dort verdiente Siemens mehr als 10 Milliarden Euro. Dass der Gewinn unter dem Strich um 34 Prozent sank, lag vor allem an einer bereits im Sommer angefallenen Milliardenabschreibung auf die verbliebenen Anteile am vor gut zwei Jahren an die Börse gebrachten Energiegeschäft Siemens Energy. Sie hatte dem Konzern sogar das erste Verlustquartal seit mehr als einem Jahrzehnt beschert. Aber auch der Rückzug aus Russland hatte das Geschäft belastet.
Der Umsatz legte dennoch nominal um knapp 16 % auf 72 Mrd. Euro zu. Auch die Aktionäre bekommen vom Gewinnrückgang nichts zu spüren: Die Dividende soll um 25 Cent auf 4,25 Euro pro Aktie steigen.
Siemens-Chef Roland Busch sprach von einem »extrem herausfordernden Jahr« und einer »hervorragenden Leistung«. Siemens habe Marktanteile gewonnen und die hohe Nachfrage nach den Hard- und Softwareangeboten des Konzerns halte an, betonte er. Im vierten Geschäftsquartal war die Welt bei Siemens mit einem satten Gewinn von 2,9 Mrd. Euro auch bereits wieder in Ordnung.
Die nächsten möglichen Verkäufe werden bereits vorbereitet. Siemens arbeitet seit einiger Zeit daran, sein Geschäft mit großen Antrieben (LDA) auszugliedern. Hier soll es jetzt ein noch größerer Wurf werden: Siemens will nun auch Niederspannungs- und Getriebemotoren aus dem Bereich Motion Control, die Fertigungstechnik-Tochter Sykatec und das Spezialgeschäft Weiss Spindeltechnologie mit einbringen.
Insgesamt soll so im Laufe des Geschäftsjahres eine neue Einheit mit rund drei Milliarden Euro Umsatz und 14.000 Beschäftigten entstehen. Das ist etwa doppelt so groß wie der Bereich LDA, wie Busch bestätigte. »Die neue Firma wird äußerst wettbewerbsfähig sein«, sagte er. Angesichts der Vergrößerung erwartet Finanzvorstand Ralph P. Thomas den Abschluss allerdings wahrscheinlich nicht mehr im laufenden Geschäftsjahr. Das sei aber auch nicht nötig, betonte er. Man stehe nicht unter Zeitdruck.
Der bei der IG Metall für Siemens zuständige Hagen Reimer merkt zwar an: »Wir sind nach wie vor äußerst skeptisch gegenüber der Ausgliederung an sich.« Wenn sie aber nicht zu verhindern sei, »dann halten wir sie in der jetzt erweiterten Form für die günstigste Perspektive. So ist das künftige Unternehmen am stabilsten und breitesten aufgestellt.«
Für das laufende Jahr erwartet Siemens einen deutlichen Anstieg beim Gewinn. Bereinigt um gewisse Kaufpreiseffekte soll er auf 8,70 bis 9,20 Euro je Aktie steigen. Das wäre ein Anstieg um 59 bis 68 Prozent – im abgelaufenen Jahr waren es 5,47 Euro je Aktie.