Rittal

Von Blaupause keine Spur

25. August 2022, 9:07 Uhr | Steffen Maltzan
© Rittal / Adobe Stock

Die Ziele der digitalen Transformation sind klar definiert: Es geht um mehr Transparenz, Wissen und Geschwindigkeit im Betrieb. Doch was bedeutet das konkret für Fertigungsleiter sowie für Verantwortliche von Maschinen und Anlagen?

Industrie 4.0 schlüsselfertig kaufen? Geht leider nicht. Denn egal, ob es sich um einen Neubau auf grüner Wiese oder ein Retrofitting-Projekt in existenter Umgebung handelt – die Voraussetzungen in den Fertigungsanlagen weltweit sind zu spezifisch und die Bedürfnisse zu individuell. Vielleicht ist auch deswegen manches Unternehmen auf dem Weg zur Smart Factory im ersten Anlauf gescheitert.

Damit steht die Frage im Raum, wie ein erfolgreicher Restart gelingen kann. Wie können Fertiger profitieren – von Künstlicher Intelligenz, Augmented Reality, 5G, Condition Monitoring oder Predictive Maintenance? Was davon ist in der eigenen Fertigung umsetzbar, was ist für das eigene Unternehmen sinnvoll? Und wenn man das große Bild von der Smart Factory für einen Augenblick ausblendet: Welche Vorarbeiten muss jedes Fertigungsunternehmen so oder so erledigen, um perspektivisch intelligenter zu agieren?

Von Blaupause keine Spur
Dr. Robert Vollmer, Leiter Digital Automotive Solutions bei Schuler
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Die Antwort von Dr. Robert Vollmer, Leiter Digital Automotive Solutions beim Pressenhersteller Schuler, auf diese Frage lautet: »Vollständige Transparenz durch Digitalisierung schaffen«. Mit Blick auf die Automotive-Industrie macht er neben Themenblöcken wie Bauteilqualität, Energieaufnahme oder Kosteneffizienz zwei große Trends aus, denen in der Praxis nur mit konsequenter Durchdigitalisierung beizukommen sei: »Zum einen sehen sich die Fertiger mit kleinen Losgrößen konfrontiert, das Automobil wird zur individualisierten Ware. Heute wird die Produktionslinie bis zu fünfmal pro Schicht umgerüstet, das bedeutet in der Regel mehr als zehn Werkzeugwechsel pro Tag.« Einleuchtend: Durch Transparenz auf der Datenseite lässt sich Handlungsschnelligkeit in der Fertigung schaffen.

Und zweitens gehen die Automobilhersteller in jeder Hinsicht ans Limit: »Technisch gesehen wird alles auf die Spitze getrieben: Design, Verbrauch, Bedienbarkeit, Komfort. Das alles muss in der Rückwärtsbetrachtung der Prozesskette bis in die Fertigung und bis zum Lieferanten der Halbzeuge und Rohmaterialien berücksichtigt werden.«


Die Herausforderungen sind also bekannt. Wie reagiert ein großer Anlagenbauer wie Schuler nun darauf? Die Antwort lautet: mit Transparenz. Schuler bietet innerhalb der ‚Digital Suite‘ eine Track&Trace-Lösung für Presswerke an. Mit ihr können Automotive-Fertiger ihre Bauteile jederzeit bis auf Stammdaten- und Auftragsebene rückverfolgen – sei es im Produktionsprozess selbst oder später bei Rückrufaktionen. Es gehe darum, die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, erklärt Dr. Vollmer: Der Nutzen sei viel weniger Ausschuss, was angesichts der Umsätze in großen Presswerken – dreistellige Millionenbeträge an Material – schnell große Hebelwirkung erziele. Schuler gehe es darum, Operatoren und Werksleiter im Feld mit präzisen Informationen zu versorgen, damit sie auf Basis der Transparenz die wichtigen Zusammenhänge erkennen, da isolierte Informationen aus dem ERP nicht ausreichen. Mit dem Blick auf komplette Liefer- und Produktionsketten lassen sich Reaktionszeiten im Fehlerfall verkürzen und Störungen auf lange Sicht von vornherein unterbinden. Wobei sich Dr. Vollmer darüber im Klaren ist, dass die ‚Digital Suite‘ zwar eines dieser neuen, datengetriebenen Geschäftsmodelle »wie aus dem Lehrbuch« sei, das einem Anbieter aus dem Hochlohnland Deutschland neue Dynamik verleihe, der Weg dorthin aber über steiniges Neuland führe: »Modern gedacht ist schnell.«

Von Blaupause keine Spur
Der Autor: Steffen Maltzan arbeitet in der Unternehmenskommunikation bei Rittal in Herborn.
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Für den Transfer des theoretisch Möglichen in die praktische Anwendung ging Schuler deswegen eine Technologiepartnerschaft mit German Edge Cloud (GEC) ein. GEC, ein Unternehmen der Friedhelm Loh Group, realisierte die Track&Trace-Lösung auf der Hard- und Software-Seite. Und zwar so, dass sie einwandfrei funktioniert, von allen verstanden wird und die notwendige Datensouveränität gewährleistet ist.


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