GMP - mehr als Kosmetik

24. April 2008, 0:00 Uhr | Stefan Kuppinger

Die Pharma- und Kosmetikindustrie hat, was den Nachweis und die Dokumentation der Produkt-Qualität betrifft, strikte Anforderungen einzuhalten – die GMP-Richtlinien (Good Manufacturing Practise). Diese hat die Firma Czewo, Full-Service-Anbieter im Bereich Aerosol-Abfüllung, in einer neuen Anlage umgesetzt.

Die Firma Czewo gehört mit etwa 20 % Marktanteil zu den führenden deutschen Lohnabfüllern von Aerosolen und Liquids für die Körperpflege, im Haushalt und für technische Anwendungen. In Stückzahlen ausgedrückt: Allein der Bereich Aerosole produziert pro Jahr rund 200 Mio. Dosen. Um die Basis für weiteres Wachstum zu schaffen und die Einhaltung der von den Auftraggebern geforderten Sicherheitsstandards sicherzustellen, wurde am Produktionsstandort Bad Schmiedeberg bei Leipzig eine neue Anlage zur Herstellung von Kosmetika installiert.

Zu den Vorteilen der Anlage gehören eine flexible Rezeptur-Erstellung, eine geschlossene Prozessführung, umfangreiche Dokumentationsmöglichkeiten zur Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit, die automatische Reinigung während des Prozesses (CIP) und nicht zuletzt die mit diesen Maßnahmen erreichte Einhaltung der Europäischen Kosmetik-GMP-Richtlinie (Good Manufacturing Practise). Dafür verantwortlich sind maßgeblich der ausgeklügelte und GMP-konforme Aufbau des Prozessleitsystems auf Basis der Prozessleittechnik Aprol der Firma B&R.

GMP-konforme Produktion

Auslöser für die Investition war, eine GMP-konforme Produktion aufzubauen,“ schildert Steffen Brühmann, Projektverantwortlicher bei Czewo die Ausgangssituation und nennt die Grundanforderungen für das Prozessleitsystem: „Unabdingbar ist, dass zum Beispiel die Produkt-Ansätze reproduzierbar und die Arbeitsabläufe nachvollziehbar sind sowie weitgehend automatisiert ablaufen können.“

Trotz des überschaubaren Umfangs der Anlage – sie besteht im Kern aus fünf Rührbehältern mit jeweils vier beziehungsweise zwei Kubikmetern Fassungsvermögen, 270 Ein-/Ausgängen, einer fahrbaren Vor-Ort-Bedienstation sowie einem Leitstand – stellt die Anlage hohe Anforderungen an das Leitsystem.

Deodorants oder Haarsprays bestehen zu einem großen Teil aus Alkohol und anderen brennbaren Komponenten. Daher unterliegt der unmittelbare Produktions- und Abfüllbereich den Explosionsschutz-Bestimmungen (Zone 1, Gasgruppe IIB, Temperaturklasse T3) und erfordert Automatisierungskomponenten mit den entsprechenden Zulassungen. Wie von den einschlägigen Normen gefordert, sind die in diesem Bereich installierten Ausrüstungsteile so weit wie möglich in Edelstahl ausgeführt. Steuerungskomponenten wie die PCs der Prozessleittechnik, Frequenzumrichter und I/Os befinden sich wie üblich in der Leitwarte beziehungsweise im Elektroschaltraum – und damit im sicheren Bereich.

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Czewo, Steffen Brühmann
IFA/ITP, Dieter Tzschoppe
IFA/ITP, Holger Hobus

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„Die Besonderheit lag bei dieser Anlage darin, eine mobile Bedienung im Ex-Bereich zu realisieren, um die häufigen Produktwechsel optimal unterstützen zu können“, erläutert Dieter Tzschoppe, Inhaber der Firma IFA/ITP, der für Planung und Ausführung der elektro-, mess- und regeltechnischen Anlagenteile zuständig war. Als andere Herausforderungen nennt er die Kopplung der Leittechnik an das vorhandene SAP-System und die Anbindung weiterer, für verfahrenstechnische Anlagen untypischen Komponenten wie ein Scanner-System. Trotz dieser umfangreichen Aufgabenstellung war das Zeit- und Kostenbudget eng bemessen.

„Aufgrund dieses Anforderungsprofils haben wir die Leittechniklösung Aprol der österreichischen Firma B&R vorgeschlagen“, erklärt Dieter Tzschoppe und nennt ein weiteres Argument: „Andere Leitsysteme schieden zum Beispiel aufgrund zu hoher Kosten oder einer untragbaren Produktpolitik des Anbieters aus.“


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