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Ein Edge-App-Store der Industrie

17. Juni 2021, 8:53 Uhr | Meinrad Happacher
Der Industrial APP Marketplace wird als Webshop realisiert.
Der Industrial APP Marketplace wird als Webshop realisiert. Anbieter und Kunden benötigen jeweils ein eigenes Konto, um per Browser auf den Shop zugreifen zu können. Die einzelnen Produkte sind in Funktionsgruppen untergliedert und ausführlich beschrieben. Jedes einzelne Angebot steht als Docker zur Verfügung und kann im Rahmen eines Einkaufsvorgangs aus dem Webshop auf den eigenen PC geladen und von dort aus etwa direkt auf ein Edge-Gateway oder eine Docker-fähige Steuerung übertragen werden.
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Ende April stellte die OWL-Maschinenbau-Initiative den Industrial APP Marketplace vor: eine Online-Plattform für Docker-Container. Was steckt hinter dem Marketplace und welche Möglichkeiten bringt er den Anwendern?

Die Idee hinter der OWL-Plattform: Mit Hilfe der in der IT-Welt als De-facto-Standard etablierten Docker-Container-Technologie sollen sich Software-Anwendungen als ‚APPs‘ Anbieter-unabhängig auf verschiedensten Edge-Baugruppen – etwa Steuerungen oder Gateways – betreiben lassen. Damit wäre zukünftig der Hardware- und Software-Lieferant nicht mehr automatisch ein und derselbe. Das wiederum könnte in der industriellen Digitalisierung neue Geschäftsmodelle ermöglichen, allerdings auch einige noch zu lösende Probleme aufwerfen.

Der Industrial APP  Marketplace ist als verbindendes Element zwischen Maschinenbetreibern, Schaltschrankbauern und Entwicklern von industrietauglicher Software gedacht. Er orientiert sich funktional an App-Stores, wie wir sie für Smartphones kennen und nutzen. Es sollen aus Sicht der OWL-Maschinenbau-Initiative allerdings die speziellen Anforderungen und Bedingungen von Industrie-4.0-Anwendungen berücksichtigt werden.

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Informationen statt Messwerte

Mit Hilfe der Docker-Technologie sind innovative MSR-Sensorlösungen möglich, die aus zwei aufeinander abgestimmten Bausteinen bestehen.
Mit Hilfe der Docker-Technologie sind innovative MSR-Sensorlösungen möglich, die aus zwei aufeinander abgestimmten Bausteinen bestehen. Die sechs Funktionseinheiten eines intelligenten Sensorsystems sind dabei auf das eigentliche Sensorelement und den Docker verteilt. Anwendungsspezifische Softwarebausteine, wie Sensorfusionen, Sensordatenvorverarbeitung oder eine Datenauswertung per Machine Learning, sind innerhalb des Dockers realisiert. Updates und Weiterentwicklungen stehen als DevOps zur Verfügung.
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Docker-App-Stores für die Automatisierungstechnik, wie der Industrial APP Marketplace, schaffen für Anbieter und Anwender viele neue Möglichkeiten. Ein Beispiel aus der Sensorik: Bisher existiert in diesem Bereich ein sehr großes Produktangebot an hochentwickelten Industriesensoren, die aber lediglich relativ einfache Messwerte am Ausgang liefern. Dafür ist im Sensor selbst zwar eine sehr komplexe Technik notwendig, der Ausgangsmesswert ist für den Anwender jedoch nur ein einzelner Problemlösungsbaustein. Er benötigt darüber hinaus Softwarebausteine plus eine passende Laufzeitumgebung zur Messdatenverarbeitung, um die jeweilige Aufgabenstellung zu lösen. Die relevanten Softwarekomponenten müssen in der Regel individuell entwickelt werden. Dafür lassen sich sowohl Steuerungsbaugruppen mit IEC-61131-Programmierung als auch PCs plus Messdatensoftware (Matlab & Co.) einsetzen. Dadurch entstehen allerdings teilweise ein unerwünschter Vendor-Lock-in plus relativ hohe Zusatzkosten. Diese Situation lässt sich inzwischen über Docker-Container verbessern.

Mit Hilfe der Docker-Technologie und unabhängigen Marktplätzen sind standardisierte MSR-Sensorlösungen möglich, die aus den zwei Bausteinen ‚Sensor plus Docker-App‘ bestehen. Unabhängige Experten und Software-Anbieter könnten sich auf bestimmte Problemlösungen konzentrieren, die eingangsseitig zu verschiedenen Sensordatenbildern passen (etwa die Vibrations- oder Stromsensorik) und als Docker auf völlig unterschiedlichen Edge-Baugruppen verschiedener Hersteller einsatzfähig sind. Im Zusammenspiel mit KI-Funktionen, wie dem Machine Learning (ML), kann eine Docker-basierte App dann ausgangsseitig hochwertige Informationen zur Verfügung stellen, aus denen sich beispielsweise bei einer Predictive-Maintenance-Anwendung direkt der nächste Wartungstermin ableiten lässt.


  1. Ein Edge-App-Store der Industrie
  2. Nur ein Docker reicht nicht

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