IoT

Die Plattformen kommen

20. März 2018, 0:00 Uhr | Dr. Mathias Döbele

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zusammenhang Technologie und Geschäftsmodelle

Technologie-Geschäftsmodell-Portfolio
Bild 2: Im Technologie-Geschäfts­modell-Portfolio lassen sich Plattformen wie Axxom oder Adamos links oben einordnen. Es sind neue Unternehmen, die auf Basis von datengetriebenen Assets versuchen, den Markt zu disruptieren.
© Dr. Wieselhuber & Partner (in Anlehnung an Acatech 2017)

Neue Technologien sowie neue Geschäftsmodelle sind die beiden wesentlichen Gestaltungsfelder des Wandels und lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten. Das Technologie-Geschäftsmodell-Portfolio (Bild 2) zeigt auf, welche strategischen Ansätze und Entwicklungen es für Unternehmen gibt, beziehungsweise welchen grundsätzlichen Veränderungen sie gegenüber stehen. 

Der Quadrant unten links steht für klassische, produktbezogene Geschäftsmodelle mit einer direkten Beziehung zwischen Anbietern und Nachfragern von Maschinen. Produktbezogene Innovationen machen die Maschinen sowohl besser als auch produktiver und sind die Plicht eines jeden Produktherstellers, um die Teilnahme am Markt zu sichern. Eine Weiterentwicklung des Geschäfts in einen anderen Quadranten ist durch derartige Produktinnovationen jedoch nicht möglich. Erst mit servicebezogenen Innovationen und einer Erweiterung des Leistungsversprechens mit hybriden Produkt-Service-Bündeln ist die Entwicklung in Richtung Serviceanbieter möglich (Quadrant unten rechts). 

In der oberen Hälfte des Portfolios wachsen die Disziplinen IT und Maschinen (Produktionssysteme) zu einer vernetzten Welt zusammen (vertikale und horizontale Integration der Automatisierungspyra­mide). Der Quadrant oben links steht für Plattformtechnologie-Anbieter wie Amazon Web Services oder Siemens Mind­sphere mit ihren ‚lattform as a Service-Angeboten‘. Außerdem stehen hier Unternehmen, die Lösungen für softwaredefinierte Plattformen wie Bezahlsysteme oder Analytics anbieten. Sie bieten keine Dienstleistung im Markt der Maschinenhersteller an, sondern lediglich die Technologien dafür. Der Quadrant oben rechts steht für Plattform-Unternehmen, die in der Regel Multi-sided-Plattformen betreiben und neue Services auf Basis von IoT-Technologien und datengetriebenen Geschäftsmodellen anbieten. Die Verschiebung vom physischen Asset hin zum Daten-Asset wird hier am deutlichsten und gleichzeitig wird der Kundennutzen gegenüber ‚alten Geschäftsmodellen‘ deutlich gesteigert. 

Heute bereits vorhandene Plattform-Unternehmen wie Axoom (Trumpf) oder Adamos (DMG/Dürr) bauen ihre Positionierung im Segment oben rechts auf und mit Hochdruck aus. Dabei ist es typisch für Player in diesem Segment, dass es sich nicht um die etablierten Unternehmen der Branche (mit physischem Asset) handelt, sondern um neue Unternehmen, die auf Basis von datengetriebenen Assets versuchen, den Markt zu disruptieren. 

Ein Plattformunternehmen in der Rolle eines Intermediärs ist in einer deutlich besseren Ausgangssituation, um dem Fabrikbetreiber auch wirklich zum größtmöglichen Nutzen zu verhelfen. Eine solche Potenzialausnutzung durch einen Intermediär kann dramatische Folgen für die angestammten Anbieter des Marktsegments haben. 

Domänenspezifisches Nischenwissen kann indes Schutz bieten. Denn die Fertigungsindustrie ist mit rund 250 verschiedenen Fertigungsverfahren hochkomplex. Viele vergleichsweise kleine Nischenplayer sind aufgrund ihres über Jahre angesammelten Spezialwissens Weltmarktführer. Angesichts dieser Stellung lassen sich Maschinenhersteller nicht von heute auf morgen in die zweite Reihe drängen. 

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  3. Datenhoheit muss beim Hersteller bleiben

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