IoT

Die Plattformen kommen

20. März 2018, 0:00 Uhr | Dr. Mathias Döbele
© Fotolia, ShpilbergStudios

Immer mehr IoT-Plattformen drängen auf den Markt. Für produzierende Unternehmen und Maschinenhersteller besteht die Gefahr, dass sich diese zwischen sich und die bisherigen Kunden schieben – mit weitreichenden Folgen. Es braucht ein neues ‚Denken in Ökosystemen‘.

Die Plattform-Ökonomie beschreibt ein zentrales Phänomen der Digitalisierung, wonach sich Unternehmen mit Plattform-Geschäftsmodellen erfolgreich zwischen Anbieter und Nachfrager von Gütern positionieren und damit die Transaktionskosten erheblich senken. Plattform-Unternehmen verfügen demnach nicht über ein eigenes Produkt, sondern organisieren lediglich den Austausch von Gütern oder Informationen. Dabei kontrollieren sie jedoch die Kundenschnittstelle und verfügen somit über eine enorme Marktmacht und das Potenzial, hohe Gewinne einzufahren. Eine zentrale Erkenntnis der Plattform­ökonomie, die auch im Markt für Maschinen und Anlagen eine hohe Bedeutung hat, ist die, dass der Wert einer Information nicht da am höchsten ist, wo sie entsteht (Livedaten einer Maschine beim Betreiber), sondern da, wo sie mit anderen Informa­tionen verknüpft werden kann (etwa Abgleich der Livedaten vieler Maschinen auf einer Plattform zum Erkennen von Fehlermustern).

Das Thema der IT-Plattformen ist in den Unternehmen zwar grundsätzlich angekommen, jedoch noch nicht die damit einhergehende Notwendigkeit des Denkens in Ökosystemen. Unternehmen denken oftmals noch zu sehr vom Produkt her und damit in herkömmlichen Geschäftsmodellen mit produktzentriertem Wertversprechen. Hinzu kommt der einerseits uneinheitlich und andererseits vielfach verwendete Plattform-Begriff an sich. Folgende Punkte charakterisieren Serviceplattformen: 

  • Ausprägung innovativer Geschäftsmodelle für smarte Services;
  • Kollaborationsumgebung, auf der Nutzer die Möglichkeit haben, Smart Services zu finden, einzukaufen und zu nutzen.

Betrieben werden Serviceplattformen in der Regel durch 

  • Maschinen-/Anlagenbauer
  • Komponentenhersteller
  • Fabrikbetreiber oder
  • Intermediäre (Dritte)

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Grafik zu IoT-Plattformen zwischen Maschinenhersteller und Kunden
Bild 1: Als Intermediäre positionieren sich die IoT-Plattformen zwischen Maschinenhersteller und Kunden.
© Wieselhuber & Partner

Mit der Durchsetzung des Plattformparadigmas in B2B-Märkten besteht für produzierende Unternehmen und Maschinenhersteller die Gefahr, dass sich in deren Industrien neue Wertschöpfungsstrukturen beziehungsweise Marktmodelle etablieren. Dabei schieben sich neue (teils branchenfremde) Marktteilnehmer mit einem Plattformansatz als Intermediäre zwischen die Hersteller und ihre bisherigen Kunden (Bild 1). Dies hat für den bisher etablierten Marktteilnehmer dramatische Folgen:

  • Verlust des Kundenzugangs an den neuen Intermediär
  • Damit Verlust der bisherigen markt­sichernden Stellung
  • Verlust der aus der Maschinen-/Service-Nutzung entstehenden Daten an den Intermediär
  • Reduktion auf die Rolle des reinen Zulieferers
  • Stärkung des neuen Intermediärs, der aufgrund seiner Stellung in der Lage ist, unter Hinzunahme weiterer Partner den Nutzen für den Kunden weiter zu erhöhen

Zudem kann ein Intermediär durch eine weniger nischenorientierte Fokussierung auch mehr Kundengruppen erreichen und somit vom Netzwerkeffekt profitieren, um den Wert des von ihm kontrollierten Ökosystems permanent auszubauen. Aufgrund der immer noch äußerst unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Industrie­segmente ist jedoch nicht davon auszugehen, dass Industrieplattformen sich rein über die Anzahl der User definieren. Die Bildung zahlreicher kleinerer, segment­orientierter Plattformen ist eher wahrscheinlich. In diesen kommt es darauf an, den Großteil der Player zu erreichen, um eine dominierende Stellung einzunehmen.


  1. Die Plattformen kommen
  2. Zusammenhang Technologie und Geschäftsmodelle
  3. Datenhoheit muss beim Hersteller bleiben

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