Vor einem Jahr rief Bernhard Böhrer die Firma Logiccloud mit ihrem gleichnamigen Produkt ins Leben; der Markteintritt erfolgte mit der SPS im November. Der CEO erläutert die nächsten Schritte.
Herr Böhrer, zum Markteintritt von Logiccloud – einer Plattform für Steuerungen als SPS-as-a-Service - hatten Sie alle Funktionen für Programmierung, HMI, Monitoring, SaaS und die eigentliche virtuelle IEC 61131-3-Steuerung quasi im Vertriebskoffer. Welches Feedback Ihrer potenziellen Kunden haben Sie von der Messe für sich mitgenommen?
Bernhard Böhrer: Was mich überrascht hat: Sie müssen kaum noch grundsätzliche Aufklärungsarbeit betreiben. Das Interesse an cloud-basierter Automation ist enorm groß. Speziell der ganzheitliche Ansatz – wie wir ihn auch mit unserem Produkt verfolgen – trifft auf großes Interesse. Sprich: SPS-Programmierung in IEC 61131 im Browser, die Verwendung der Docker-Technologie sowohl als Edge- und als Kubernetes-Service, das Monitoring aller SPS Instanzen, verfügbare Schnittstellen sowohl zur Automatisierung als auch hoch zu MES, Analytics und Datenbanken. Die Anwender haben erkannt, dass sich auf dieser Basis ganz neue, flexible Architekturen auf Basis von Micro-SPSen sehr einfach programmieren und verwalten lassen.
Gab es etwas, das Sie als Bedürfnis der Kunden falsch eingeschätzt beziehungsweise unterschätzt haben?
Oh ja! Wir sind aus unserer Historie heraus noch zu sehr steuerungsfixiert. Für viele Interessenten stand nicht die Docker-basierte SPS, sondern das HMI im Vordergrund. Mit unserem auf echtem HTML basierenden Drag&Drop-Editor konnten wir punkten: Das HMI läuft ohne notwendige Zusatzhardware als HMI-as-a-Service im Container mit – sowohl auf dem Edge Device als auch in der Cloud. Dadurch wird aus Logiccloud eine komplette Automatisierungslösung. Ein Punkt, den wir zukünftig stärker herausarbeiten müssen.
Was hat sich seit November getan?
Wir sind jetzt im tatsächlichen Business angekommen: Die Produkte und die Preise sind definiert. Die Kundenprojekte sind angelaufen. So arbeiten wir gerade intensiv mit Hardware-Herstellern an der Integration von Logiccloud in deren Hardware. Erste Produkte dazu stehen im zweiten Quartal dieses Jahres vor der Markteinführung – das geht jetzt alles sehr schnell.
Weiter haben wir ein paar interessante Projekte im Bereich Smart Manufacturing am laufen, bei denen Logiccloud die Aufgabe übernimmt, aus Daten Informationen zu machen und diese dann übergeordneten Systemen in einer standardisierten Form und über standardisierte Schnittstellen wie Kafka, RabbitMQ und Datenbanken zur weiteren Verarbeitung zur Verfügung stellt.
Wie sieht die weitere Roadmap aus?
Produkttechnisch entwickeln wir Logiccloud in allen Bereichen weiter, forciert in den Disziplinen HMI, Schnittstellen und Programmiersprachen. Zudem erweitern wir das Debugging – unsere Anwender sollen ihre Programme zukünftig sehr effizient testen können.
Daneben wollen wir aber auch unsere Kundenprojekte intensivieren. Aktuell arbeiten wir in der Energiewirtschaft an der Einbindung dezentraler Erzeugungsanlagen in das Energienetz. In der Fertigungstechnik sind wir an der Umsetzung von Smart Factory Projekten beteiligt und in der Gebäudetechnik laufen Projekte für intelligentes Immobilien- und Flächenmanagement, sowie für datengetriebenes Facility Management.