Endress+Hauser meldet für das Geschäftsjahr 2022 Höchstwerte bei Auftragseingang, Umsatz und Beschäftigung. Trotz angespannter Beschaffungs- und Lieferketten konnten weltweit mehr als 2,9 Mio. Geräte ausgeliefert werden. Am Jahresende wird sich Klaus Endress zurückziehen.
Der Nettoumsatz der Firmengruppe Endress+Hauser steigt um 16,4 % auf 3,351 Mrd. Euro an. Das organische Wachstum – ohne Währungseinflüsse – bezifferte das Unternehmen mit 11,6 %.
Währungseinflüsse und Preiserhöhungen »beflügelten« den Umsatz der Firmengruppe, belasteten aber gleichzeitig das Ergebnis: Weil der betriebliche Aufwand stärker stieg als der Umsatz, wuchs das Betriebsergebnis lediglich um 9,1 % auf 473,7 Mio. Euro. Die operative Marge von 14,1 % lag damit um einen Prozentpunkt unter dem des Vorjahres.
Gestiegene Kosten für die Währungsabsicherung und vor allem hohe Verluste aus den Finanzanlagen resultierten in einem stark negativen Finanzergebnis. Das Ergebnis vor Steuern ging um 12,0 % auf 408,1 Mio. Euro zurück. Eine Steuerquote von 25,6 % (+ 2,5 Prozentpunkte) ließ das Ergebnis nach Steuern um 14,9 % auf 303,5 Mio. Euro sinken. Finanziell steht das Familienunternehmen dennoch solide da: 2022 erreichte die Eigenkapitalquote 80,2 %, 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Weil der Auftragseingang 2022 noch einmal 8 Prozentpunkte stärker wuchs als der Umsatz, konnte die Unternehmensgruppe mit einem hohen Bestellbestand ins laufende Jahr starten. Auch im ersten Quartal 2023 entwickelte sich der Auftragseingang positiv. Die Firmengruppe erwartet zwar, dass sich die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte abschwächen wird, rechnet aber auch für 2023 mit zweistelligem Wachstum. Daran geknüpft ist der Aufbau von weltweit 500 Arbeitsplätzen.
242,4 Mio. Euro, rund 7,2 % des Umsatzes, wandte die Firmengruppe 2022 für Forschung und Entwicklung auf (+13,6 % im Vergleich zum Vorjahr). Weltweit wurden 235 Erstanmeldungen bei Patentämtern getätigt.
In Amerika und Asien entwickelten sich die Verkäufe laut Unternehmen dynamisch, in Europa und Nahost stark, nur in Afrika ging das Geschäft zurück. Als umsatzstärkster Markt vor den USA behauptete sich China, mit deutlichem Abstand gefolgt von Deutschland. Die Prozessmesstechnik von Endress+Hauser und das Sensorgeschäft der Gruppenfirma Innovative Sensor Technology IST entwickelten sich gut. Die Nachfrage nach Laborinstrumentierung von Analytik Jena ging nach Ende der Pandemie wie erwartet etwas zurück.
Mit 240,5 Mio. Euro investierte das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr 24,7 % mehr in neue Gebäude und Anlagen. Die Investitionen in die Infrastruktur des Unternehmens in den letzten fünf Jahren floss hat die Milliardengrenze überschritten. Derzeit sind Vorhaben im Umfang von 500 Mio. Euro in der Umsetzung. Die vier größten Projekte betreffen die Standorte Maulburg (Deutschland), Suzhou (China), Jena (Deutschland) und Greenwood (Indiana/USA).
In Folge der Sanktionen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine wurde der russische Vertrieb geschlossen; 170 Arbeitsplätze gingen laut Unternehmen verloren. Zum Jahresende zählte das Familienunternehmen weltweit 15.817 Mitarbeitende – ein Plus von 700 Stellen. Auch neue Ausbildungsplätze wurden geschaffen. 5 % aller Stellen sollen künftig für Praktikanten, Lernende, Studierende und Trainees reserviert sein.
Ende 2023 wird sich Dr. h. c. Klaus Endress altersbedingt als Präsident des Verwaltungsrats zurückziehen. Auf ihn folgt CEO Matthias Altendorf anch. Chef der Firmengruppe wird Dr. Peter Selders, der das Kompetenzzentrum für Füllstands- und Druckmesstechnik leitet. Als zweiter Vertreter der Familie wird Steven Endress im Verwaltungsrat Platz nehmen, derzeit noch Geschäftsführer in Großbritannien.