Augmented Reality

Leitfaden für Anwender

4. Mai 2023, 11:12 Uhr | Meinrad Happacher
© Fraunhofer IEM/Westaflex

Das Fraunhofer IEM, Claas und Westaflex haben in dem Forschungsprojekt EMERGE Pilotanwendungen für Augmented Reality entwickelt. Jetzt liegen die Projektergebnisse vor.

Augmented Reality (AR) projiziert digitale Inhalte in reale Umgebungen. Mit den zusätzlichen Informationen lassen sich etwa Montage- und Wartungsarbeiten erleichtern und verbessern. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen kommt AR jedoch nur selten zum Einsatz. Gründe sind vor allem Unwissenheit über die Einsatzmöglichkeiten der Technologie und fehlendes Know-how zur Beherrschung der Technik. »Die Chancen von AR sind enorm. Wie findet ein Unternehmen aber einen geeigneten Einsatzzweck? Und wie setzt es das Szenario dann in der Praxis um? Viele Betriebe stehen hier vor offenen Fragen. Im Projekt EMERGE (Systematik zur Einführung individueller Augmented-Reality-Lösungen in der Industrie) entstanden deshalb praxistaugliche Werkzeuge, um AR mit weniger Aufwand nutzen zu können,« erläutert Daniel Eckertz, Projektleiter vom Fraunhofer IEM. Die Hilfsmittel kamen bereits zum Einsatz: Mit Claas und Westaflex entwickelte das Fraunhofer IEM AR-Prototypen. Das Forschungsinstitut selbst bereitete zusätzlich eine AR-Lösung zur kollaborativen Produktvalidierung auf.

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3D-Visualisierung bei der Mähdrescher-Wartung

Mähdrescher-Wartung: 3D-Visualisierungen auf dem Smartphone
Geplant bei Claas: die Mähdrescher-Wartung per 3D-Visualisierung auf dem Smartphone.
© Fraunhofer IEM/Claas

Die Mähdrescher des Landmaschinen-Spezialisten Claas sind große und technisch komplexe Maschinen. Um die umfangreiche  Wartung zu erleichtern, arbeitete das Projektteam an einer AR-Lösung zur interaktiven Informationsvisualisierung. Die Vision: Service-Techniker nutzen eine AR-App über ihren Smartphone-Bildschirm. Diese könnte ihnen über 3D-Visualisierungen an der Maschine eine Schritt-für-Schritt-Anleitung aller Wartungstätigkeiten liefern – und sie zur richtigen Stelle am Fahrzeug navigieren. Vorteile: Die Wartung der Mähdrescher wird deutlich beschleunigt. Kostspielige Stillstandzeiten werden vermieden. »In EMERGE haben wir wichtige Erfahrungen bezüglich des Einsatzes von AR im Service gesammelt und erste Ansätze erprobt. Darauf aufbauend gilt es nun, die Ergebnisse zu verwerten und den langfristigen Einsatz von AR vorzubereiten«, berichtet Leandra Lanz, Projektleiterin seitens Claas.

Bauteil-Montage: 2D-Grafiken aus der Datenbrille

In der Produktion des Lüftungssystem-Herstellers Westaflex montieren die Mitarbeiter ständig variierende Komponenten – und müssen sich oft zeitintensiv in neue Aufträge einarbeiten. Um diese Einarbeitung effektiver zu gestalten, entwickelte das Projektteam Montageanleitungen über AR: Datenbrillen projizieren den Monteuren 2D-Grafiken mit Informationen und Anleitungen für ihre Arbeitsaufträge direkt ins Sichtfeld. Vorteil ist: Langes Einarbeiten entfällt, die Hände bleiben frei – und die Montage wird insgesamt effizienter. Dr. Olaf Knospe, Leiter Forschung und Entwicklung bei Westaflex, sieht die Potentiale von AR durch die Mitarbeiter in der Montage grundsätzlich bestätigt. »Es hat sich jedoch gezeigt, dass die AR-Brillen-Technik weiterentwickelt werden muss, um volle Akzeptanz bei den Nutzern für den untersuchten Einsatzzweck zu erzielen. Entsprechend werden wir die nächste Generation von Brillen abwarten, bevor wir mit dem Praxiseinsatz starten«, zieht er ein Resümee.

Hilfreiche Werkzeuge

Das Fraunhofer IEM entwickelte im Rahmen des Projektes Instrumente, die auch anderen Unternehmen dabei helfen sollen, AR zu nutzen.

Zum einen ist da der Augmented-Reality-Quick-Check: Zu insgesamt 16 Anwendungsszenarien entwickelte das IEM Steckbriefe, inklusive organisatorischer und technischer Voraussetzungen. Mit einem Quick Check auf Basis dieser Steckbriefe können Unternehmen so ihren individuellen Use Case konkretisieren.

Zum anderen entwickelte das IEM einen Leitfaden zur AR-Einführung: Dieser Leitfaden soll Führungskräften dabei unterstützen, den Gesamtprozess erfolgreich zu steuern. Der Entwicklungsleitfaden enthält einen Werkzeugkoffer für die Entwicklungsumgebung Unity und unterstützt die Entwickler unter anderem mittels modularer AR-Funktionsbausteine.

Die Links zu den AR-Anwendungsszenarien und dem Leitfaden zur AR-Einführung finden sich zum Download in der Online-Meldung des Fraunhofer IEM

 


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