Technik & Finanzen

Investitionen in Next Generation Technology

7. Dezember 2022, 17:21 Uhr | Thomas Rappold
© Pixabay/CC0

Die Ökonomen sind sich einig: Um der galoppierenden Inflation Einhalt zu gebieten, braucht es drastische Maßnahmen. Genau jetzt bedarf es mutiger und zielgerichteter Investitionsentscheidungen in Innovationen der nächsten Technologiegeneration.

Der bevorstehende Winter setzt Gesellschaft und Wirtschaft einer erheblichen Stresssituation aus. Dies betrifft insbesondere den Wirtschaftsstandort Deutschland mit seiner hohen Energieabhängigkeit von Russland und seiner starken Wertschöpfung im Produktionsbereich. Die Wirtschafts- weise Monika Schnitzer, Ökonomin an der LMU München, betonte kürzlich im Podcast ‚Handelsblatt Disrupt‘, dass die Wirtschaft zwar durch die hohen Energiekosten in den Schwitzkasten genommen werde, mittel- bis längerfristig könnte die Energieknappheit aber zu einem „deutlichen Effizienzschub“ führen. Effizienz durch Innovation ist das Gebot der Stunde. Die wirtschaftlichen Umbrüche und der damit verbundene Dauerstress lässt sich auf sechs Herausforderungen herunterbrechen: Kriege und militärische Auseinandersetzungen; Klimaneutralität, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz; der Kampf um Ressourcen und Rohstoffe; Ineffizienzen bei Produktion, Verkehr und Energie, sowie Supply Chain und technologische Autarkie. Darüber schwebt das Damoklesschwert physischer und cyberphysikalischer Angriffe auf die europäische Infrastruktur.

Notwendig erscheinen deshalb mehr und gezieltere Investitionen von Staat und Industrie. Doch die stark steigenden Zinsen schränken die Handlungsfähigkeit der hochverschuldeten Staaten dramatisch ein. Insbesondere die deutsche Industrie vollzieht eine Vollbremsung bei Investitionen. Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft EY unter 760 Vorstandsvorsitzenden weltweit, darunter 100 aus Deutschland, kommt zu dem Schluss, dass Großunternehmen hier-zulande rund 50 Prozent ihrer Investitionen zurückfahren und knapp 40 Prozent sich aus bestimmten Märkten ganz zurückziehen mussten.

Disruptive technologische „Game Changer“

Ein Blick in die Bilanzen deutscher Unternehmen zeigt: Sie sind nach wie vor durch ‚Hard Assets‘, also durch Maschinen, Anlagen und Gebäude, bestimmt. Amerikanische und asiatische Unternehmen, insbesondere im stark wachsenden und zukunftsträchtigen Tech-Bereich, verfügen über leichtgewichtigere Bilanzen repräsentiert durch ihre starke Stellung bei Marken und Patenten. Schon 1981 kam der Investor Warren Buffett im Zuge der damaligen zweistelligen Inflationsraten und der harten Zinspolitik der US-Notenbank zu dem Schluss, dass die Unternehmen eine Zinskrise am besten meistern können, die über zwei wichtige Eigenschaften verfügen: die Fähigkeit, Preise erhöhen zu können, und mit geringem Kapitaleinsatz neue Geschäftsaktivitäten und Umsätze zuzugewinnen. Sein Investitionsratschlag kann man in einem Satz zusammenfassen: Investiere in ‚Asset-light‘-geführte Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht. Anno 1981 waren es Unternehmen wie Coca-Cola und Procter & Gamble. Heute, im 21. Jahrhundert, sind dies Tech-Konzerne wie Apple, Alphabet und Microsoft. Um bestehen zu können, muss Europa den Schwenk aus der Stahlindustrie hin zum Quanten-Computing schaffen.

GitLab – führende Produktivitätsplattform

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Investitionen in Next Generation Technology
Mit dem Solactive Quantum Computing Performance-Index (ISIN: DE000SL0AVD4) von Vontobel können Anleger über ein Indexzertifikat in 20 Aktien von Unternehmen im Bereich Quantum Computing investieren. Der Index deckt die gesamte Wertschöpfungskette aus den Sektoren Quantum Soft- und Hardware-Plattformen und Quantum Anwendungs-Industrien ab.
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Marc Andreessen, Erfinder eines der ersten Internet-Browser und inzwischen Risikokapitalgeber im Silicon Valley, wartete vor zehn Jahren mit dem Essay „Software is eating the World“ auf. Heute ist klar, was er damit meinte: Jedes Unternehmen muss über kurz oder lang zu einem Software-Unternehmen werden, will es langfristig überleben. Die 2014 gegründete Entwickler-Plattform GitLab macht heute bereits Umsätze in Höhe von mehr als 500 Mio. Dollar und gilt als ‚Asset-light‘-Unternehmen par Excellence. Insgesamt 1.700 Mitarbeiter in 65 Ländern arbeiten für das Unternehmen; eine Firmenzentrale sucht man vergebens. GitLab gilt als eines der wichtigsten ‚Remote Only‘-Unternehmen überhaupt. Großkonzerne wie Airbus, Goldman Sachs oder UBS nutzen die Entwicklungs- und Kollaborationsplattform zum beschleunigten Projektmanagement und zur professionellen Software-Entwicklung. Die Software-Entwicklung 4.0 findet in agilen Prozessen, die von der Plattform orchestriert wird.

Die großen Tech-Themen unserer Zeit sind aus meiner Sicht die Segmente künstliche Intelligenz, Cybersecurity, Quantum & Cloud Computing, Open-Source-Software und IoT. Doch der wirklich disruptive Überbau im Tech-Sektor sind die Mega-Themen Quantencomputing und die Kommunikationsstandards 5G/6G. Quantum Computing verspricht vereinfacht unbegrenzte Rechenleistung, 5G/6G unbegrenzte Bandbreite. Bisher waren beiden Aspekte immer limitierende Faktoren in der (Informations-)technologischen Entwicklung.

Nobelpreis für Quanten-Technologie

Digital und nachhaltig – Infrastruktur 4.0 neu gedacht
Der Autor:Thomas Rappold ist Experte für Technologie-investments, FinTech- Unternehmer und internationaler Bestsellerautor.
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Anfang Oktober wurden die drei Physiker Alain Aspect, John Clauser und Anton Zeilinger für ihre „bahnbrechenden Experimente mit verschränkten Quantenzuständen“ mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Tatsächlich haben die drei Physiker Einstein widerlegt, der davon ausging, dass sich hinter der Quantenmechanik nicht eine Theorie mit festen Formeln verbirgt. „Die Ergebnisse haben den Weg für neue, auf Quanteninformation basierende Technologien geebnet“, so die Jury in ihrer Begründung. Der Entscheid des Nobel Komittees könnte genauso richtungsweisend sein wie die Auszeichnung im Jahr 1956 an die Physiker Bardeen, Shockley und Brattain für die Entdeckung des Transistoreffekts. Transistoren sind noch heute das Rückgrat moderner Halbleitertechnik, doch die stößt an ihre physikalischen Grenzen: Es müssen immer feinere Strukturen gefunden werden, um noch mehr Transistoren auf engerem Raum unterzubringen. Quantencomputing hingegen verspricht nahezu unbegrenzte Rechenleistungen. Quantencomputer sind rund 158 Mal schneller als die aktuell schnellsten Supercomputer. Angesichts unserer globalen Herausforderungen in den Bereichen Digitalisierung, Dekarbonisierung und Problemen in den weltweiten Lieferketten könnte die enorme Rechenleistung des Quantencomputings helfen, diese Herausforderungen besser zu managen. Experten der Boston Consulting Group gehen von einem Marktvolumen von einer Billion Dollar in den nächsten Jahrzehnten aus. Cybersecurity-Lösungen auf Basis von Quantenverschlüsselung, die Entwicklung neuer Medikamente, die Optimierung von Logistik, Lieferketten und auch im Bereich Risikomanagement sowie Portfoliooptimierung für Finanzdienstleister dürften zu den bedeutendsten Anwendungsszenarien gehören. 


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