Die Digitalisierung und Dekarbonisierung unserer Wirtschaft stellt uns vor große Herausforderungen. Die Konsequenz ist, dass Infrastruktur neu gedacht werden muss. Ein Plädoyer für eine Neudefinition des Begriffs ‚Infrastruktur‘.
Innerhalb von zwei Jahren mussten wir uns als moderne Industriegesellschaft auf zwei unvorhersehbare Ereignisse einstellen: mit einer Pandemie und dem Ukraine-Krieg.
Mit der Covid-19-Pandemie mussten wesentliche Teile unseres privaten und berflichen Lebens auf digitale Prozesse und Plattformen umgestellt werden. National wie international gelang dies erstaunlich gut. Homeoffice und Homeschooling wurden zu geflügelten Worten. Dabei wurde deutlich, dass Datenautobahnen auf einmal wichtiger wurden als klassische Autobahnen, Brücken und Flughäfen. Die Investitionen der letzten Jahre und Jahrzehnte in unsere digitale Infrastruktur wie Breitbandglasfasernetze und Mobilfunkmasten haben sich in der Pandemie mehr als ausgezahlt, konnte so das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben durch die Verlagerung in den Digitalbereich aufrechterhalten werden.
Die veränderten Arbeitsformen und der Einsatz der Digitaltechnik hat uns auch vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft in der Lage sind, kurzfristig auf disruptive Ereignisse konsequent zu reagieren und vor allem auch nachhaltig. Auf einmal wurde deutlich, dass der tägliche Pendelverkehr zum Arbeitsplatz und viele Geschäftsreisen nicht zwingend notwendig sind, da Videokonferenzen und moderne Cloud-Kommunikationssoftware ein nahtloses Arbeiten unabhängig vom Arbeitsplatz möglich machen. Inzwischen gehört für eine Mehrheit an Büroarbeitenden das Arbeiten von zu Hause zu einem festen Bestandteil, dass eine stressfreiere Work-Live-Balance im Einklang mit dem Familienleben schafft. Das Stuttgarter Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO kommt in seiner aktuellen Studie „Homeoffice Experience 2.0“ zum Schluss, dass die Produktivität der befragten Mitarbeiter sowohl beim Arbeiten von zu Hause als auch im Büro weiter gestiegen ist.
Die Ampel-Koalition hat sich in ihrem Regierungsprogramm ins Stammbuch geschrieben, eine „All-Electric Society“ für Deutschland umzusetzen. Um Klimaneutralität erreichen zu können, ist der Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Der ZVEI schätzt, dass sich der zukünftige Energiebedarf in Deutschland zu 90 % aus Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und Wasserstoff decken und sich der Primär-Energiebedarf bis 2045 um 40 % reduzieren lässt.
In der Vergangenheit wurden allerdings beim Ausbau der erneuerbaren Energien viele Fehler begangen. Die Förderung wurde einseitig auf die Erzeugung erneuerbarer Energien ausgerichtet. Mit der Konsequenz, dass der Zubau in Wind- und Solar-Anlagen unkontrolliert und ohne vorausschauende Systemintegration in intelligente Smart-Grids mit Koppelung von Speichersystemen mündete. Plakativ sind die Beispiele der „Verklappung“ von teuer produziertem Wind- und Solarstrom an Feiertagen ins Ausland zu Discountpreisen, da in Deutschland die Stromabnahme aus der Industrie an diesen Tagen nicht vorhanden ist.