Mit der Vergabe von Aufträgen an 3D-Druck-Dienstleister droht Herstellern in der additiven Fertigung der Kontrollverlust über die Datenhoheit und damit über das geistige Eigentum. Lesen Sie, wie 3D-Druckdaten in der additiven Fertigung geschützt und lizenziert werden können.
Softwarehersteller wissen schon lange, dass sie ihre Software – und damit ihr geistiges Eigentum (Intellectual Property, IP) – schützen müssen, um zu verhindern, dass andere davon profitieren, zum Beispiel durch illegale Vervielfältigung oder Knowhow-Diebstahl. Da Gesetze alleine zum Schutz nicht ausreichen, setzen Softwarehersteller technische Schutz- und Lizenzierungslösungen ein, die sie entweder selbst entwickeln oder hinzukaufen. Solche Lösungen gibt es seit Jahrzehnten. Schützenswertes geistiges Eigentum findet man jedoch nicht nur in Softwareprodukten, sondern auch in den Produktions- und Konfigurationsdaten der Industrie. Besonders gefährdet sind diese Daten in den digitalisierten und vernetzten Fabriken der noch jungen Industrie 4.0, für die mittlerweile aber auch sichere Schutz- und Lizenzierungslösungen existieren, die zudem an die speziellen Bedürfnisse der Industrie angepasst sind.
Forum Safety & Security |
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Vom 21. bis 22. September 2022 dreht sich in der Hochschule Landshut alles um das Thema Sicherheit in IT und OT. Das Programm steht jetzt online. Schon die Keynote nimmt die Teilnehmer mit in die ‚digitale Unterwelt‘ und widmet sich der ‚Anatomie eines Angriffs‘: Der Referent Tim Berghoff, Security Evangelist bei G Data CyberDefense, nimmt die Teilnehmer auf eine imaginäre Reise von der Sicherheitslücke bis zur Erpressernachricht mit. Denn: Niemand kann vor Angriffen sicher sein. Nach diesem Auftakt geht es zweigleisig weiter: Während sich der eine Track den Methoden und Tools in Sachen Safety und Security widmet, taucht der andere Track tief in die Sicherheitsaspekte und -problemstellungen von Anwendungen ein. |
Der 3D-Druck steht in dieser Hinsicht noch am Anfang. Hersteller in der additiven Fertigung haben sich bisher kaum mit dem Schutz von 3D-Druckdaten befasst. Zum einen waren und sind technische Fragen und Probleme, die den Druck betreffen, oft dringender, zum anderen drucken Hersteller die Objekte oft selbst oder schützen sie beim Druck außer Haus durch Verträge mit dem jeweiligen 3D-Druck-Dienstleister. Doch der Markt der additiven Fertigung wandelt sich: Mehr und mehr werden die unterschiedlichen Fertigungsschritte auf verschiedene Dienstleister verteilt, sodass der Hersteller mit der bisherigen Art der „Absicherung“ die Kontrolle über die 3D-Druckdaten verliert – und damit die Kontrolle über sein geistiges Eigentum. Was kann der Hersteller dagegen tun? Wie kann er sein Knowhow, das in den 3D-Druckdaten steckt, vor Diebstahl schützen und verhindern, dass ein Dienstleister über vereinbarte Stückzahlen hinaus in Eigenregie druckt? Wie sehen Schutz und Lizenzierung von 3D-Druckdaten in der Praxis aus und was tut sich in der Forschung? Gibt es bereits kommerzielle Lösungen, so wie es sie für Softwarehersteller oder Betreiber intelligenter Fabriken gibt?
Bevor ein Objekt gedruckt werden kann, muss es digital modelliert und digital aufbereitet werden. Dazu stellt zuerst der Designer mit einer CAD-Software das digitale 3D-Modell eines Objekts her (Modellierung). Danach wird eine Slicer-Software eingesetzt, um das 3D-Modell in ein digitales Schichtmodell umzuwandeln (Aufbereitung). Schichthöhen, Drucktemperaturen, Druckgeschwindigkeiten und weitere Faktoren, wie die Eigenschaften der beim Druck verwendeten Materialien, zum Beispiel Kunststoff, Metall, Keramik, Beton, Sand oder Glas, beeinflussen das Schichtmodell. Aus dem Schichtmodell berechnet die Slicer-Software die digitalen Druckanweisungen für den 3D-Drucker, mit denen das Objekt schließlich gedruckt werden kann (Druck).
Modellierung, Aufbereitung und Druck können im eigenen Unternehmen erfolgen oder an externe Dienstleister vergeben werden. Weitere Schritte und Dienstleistungen wie Überprüfung oder Optimierung sind denkbar, um schon vor dem Druck Stabilitätsanforderungen zu überprüfen beziehungsweise Zeit und Material beim Druck zu sparen. Entlang der Prozesskette Modellierung–Aufbereitung–Druck fallen mit 3D-Modell, Schichtmodell und Druckanweisungen digitale Daten an, die schützenswert sind, besonders dann, wenn sie in die Hände externe Dienstleister gegeben werden. Ohne technische Schutzmaßnahmen drohen Knowhow-Diebstahl, illegale Zusatzproduktion wegen fehlender Stückzahlkontrolle, illegale Nachdrucke und Sabotage durch Manipulation der Daten.