Zum Auftakt der Messe rief Microsofts Deutschland-Chefin Marianne Janik dazu auf, künstliche Intelligenz (KI) in Deutschland stärker zu nutzen.
»KI bringt die Schubkraft für eine neue Deutschland-Geschwindigkeit«, sagte sie zu Messebeginn. Die neue Technik könne dabei helfen, Blockaden wie den Arbeitskräftemangel zu überwinden und Innovationsprozesse zu beschleunigen. »Die Fortschritte im Bereich künstlicher Intelligenz bieten Deutschland eine einmalige Chance, das Tempo zu beschleunigen und ambitionierte Ziele zu erreichen, und zwar auf eine überlegte und verantwortungsvolle Weise«, sagte Janik weiter.
Spätestens seit dem Bekanntwerden des Sprach-Bots ChatGPT ist das Thema künstliche Intelligenz endgültig auch in den öffentlichen Fokus gerückt. Sie steht in dem Ruf, nicht nur viele industrielle Prozesse verändern zu können, sondern auch ganz Berufszweige umzukrempeln oder gar vollständig verschwinden zu lassen. Nach Einschätzung vieler Expertinnen und Experten steht die KI-Branche allerdings erst ganz am Anfang ihrer Entwicklung, und die allseits bestaunten Ergebnisse von ChatGPT sind nur ein Vorgeschmack dessen, was KI in naher Zukunft leisten könnte.
Ein wichtiger Aspekt des KI-Einsatzes ist die Optimierung von Abläufen in den Unternehmen, wobei Konzepte Hand in Hand gehen, die unter die Oberbegriffe KI und Machine Learning (ML) fallen. Gemeinsam mit Intel und Kyndryl zeigt auf der Hannover Messe der Software-Virtualisierungs-Primus VMware (Halle 15, Stand F59) unter anderem, wie smarte Robotik basierend auf KI und maschinellem Lernen die Qualitätssicherung am Fließband übernehmen kann. Dazu ist viel Rechen-Power erforderlich, die vielfach von leistungsfähigen Rechenzentren bereitgestellt werden muss.
Daneben existieren jedoch auch Anwendungsszenarien, bei denen die Rechenleistung am sogenannten Far Edge gefordert ist. Ein Beispiel, auf das sich Intel, Kyndryl und VMware ebenfalls beziehen, sind Windturbinen, wo der Vorort-Einsatz von KI die Instandhaltung optimieren soll. Bei hochautomatisierten KI-Entscheidungen ist es offensichtlich entscheidend, wie sicher das das Ergebnis einer KI zu bewerten ist, wie das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme ISIA mit Sitz in Sankt Augustin bei Bonn betont. Konkret müsse beispielsweise ein autonomes Fahrzeug die Objekte und Menschen in seiner Umgebung zuverlässig erkennen können, damit es angemessen darauf reagieren kann. Ein System zur Unsicherheitsbewertung, an dem das Institut arbeitet und das es auf der Messe vorstellt (Halle 16, Stand A12), hilft zu beurteilen, ob die Entscheidung des Systems vertrauenswürdig ist oder ob bestimmte Fallback-Mechanismen aktiviert werden müssen.
Thomas Meier, Chief Technologist bei Hewlett Packard Enterprise, sagte: »KI ist ein Kernbestandteil vieler unserer Produkte, zum Beispiel Server, Speichersysteme oder Netzwerke. KI hilft unseren Kunden unter anderem dabei, die Leistung dieser Systeme zu optimieren und Probleme vorherzusehen und zu verhindern.« Bereits seit Jahren sammle man jede Sekunde Millionen von Sensordaten von Systemen rund um den Globus und trainiere damit die KI, die wiederum die Anwender beim Betrieb und der vorausschauenden Wartung unterstützen soll. »Seit 2010 haben wir auf diese Weise mehr als tausend Billionen Datenpunkte analysiert und unseren Kunden mehr als 1,5 Millionen Stunden an Produktivitätsverlust erspart«, so Meier weiter.
Bereits heute glaubt ein Drittel der industriellen Entscheiderinnen und Entscheider in mittleren und großen Unternehmen in Deutschland, dass generative KI den digitalen Wandel in ihren Unternehmen beschleunigen kann. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von Microsoft unter 1.500 Industrie-Verantwortlichen in Deutschland, wie der Windows-Konzern anlässlich der Hannover Messe mitteilte.
Mehr als die Hälfte (62 %) der Befragten sieht demnach sogar einen mehrfachen Nutzen für generative KI in der Industrie. Ihnen zufolge sind Kosteneinsparungen (51 %), Effizienzsteigerung (45 %) sowie die Optimierung von Geschäftsprozessen (41 %) die Hauptvorteile. Darüber hinaus sehen 42 % aller Befragten in der Reduzierung von Routinetätigkeiten eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel abzumildern.
Dennoch setzen bisher nur rund acht % generative KI in ihrem Unternehmen ein. Der praktische Einsatz oder die Pläne zur Implementierung sind dabei offenbar von der Unternehmensgröße abhängig. Mehr als ein Viertel der Verantwortlichen aus Großunternehmen (1.000 Mitarbeitende und mehr) setzt generative KI bereits ein oder plant dies (28 %). Bei kleineren Unternehmen (bis 49 Mitarbeitende) beträgt die Quote nur die Hälfte davon, nämlich 14 %. Bei mittleren Unternehmen (bis 999 Mitarbeitende) sind es 18 %.