Technik & Finanzen

Zukunftschance Homeoffice

3. Dezember 2020, 10:34 Uhr | Thomas Rappold / Andrea Gillhuber

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wirtschaftlicher Handlungsdruck

Der Solactive Home Office Technology Index (ISIN: DE000VP796R4, WKN: VP796R ) zeigt die Wertentwicklung von 25 Unternehmen aus den wichtigsten digitalen Infrastrukturbereichen  im Zusammenhang mit Homeoffice.
Der Solactive Home Office Technology Index (ISIN: DE000VP796R4, WKN: VP796R ) zeigt die Wertentwicklung von 25 Unternehmen aus den wichtigsten digitalen Infrastrukturbereichen im Zusammenhang mit Homeoffice.
© Solactive

Viele Wirtschaftszweige stehen in der Corona-Krise finanziell unter Druck. Schonungslos wurden Defizite in den Geschäftsmodellen der Unternehmen offengelegt und manche bisher als notwendig erachtete Kostenblöcke werden obsolet. Banken haben in der Corona-Krise ihre Filialen geschlossen und gleichzeitig wurden von der Bevölkerung die digitalen Angebote für Banktransaktionen, aber auch für den Abschluss und Kauf von Finanzprodukten genutzt. Folgerichtig planen die Filialbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank erhebliche Einschnitte in ihrem Filialnetz. Doch dabei bleibt es nicht: Die Deutsche Bank will mit mehr Heimarbeit Büroraum reduzieren. Nach Informationen der Wirtschaftswoche arbeitet die Führungsspitze an einem neuen ‚Hybrid-Modell‘, sprich: einer Aufteilung der Arbeitszeit zwischen Büro und Homeoffice. Ziel der Deutschen Bank ist die dauerhafte Reduktion des Büroraums, um Miete einzusparen.
Immerhin gab das Bankinstitut im vergangenen Jahr 1,7 Mrd. Euro für Mieten aus. Allein in New York soll bereits kommendes Jahr die Bürofläche um ein Drittel reduziert werden. Die Fondstochter DWS hat in London bereits preiswertere Büroflächen bezogen.

Auch die Finanzdienstleister NordLB, BayernLB und die DekaBank rechnen mit einer Reduktion der genutzten Bürofläche von 25 bis 30 %. Industrieunternehmen dürften dem Trend der Banken folgen: Die Transformation zu Industrie 4.0 und digitalen Geschäftsmodellen mit neuen Wertschöpfungsketten begleitet mit hohem Kostendruck und schnelleren Entwicklungszyklen sind schlagende Argumente für flexiblere und digitalere Arbeitsmodelle.

 

Investitionsfokus digitale Infrastruktur

Die Einsparungen auf Unternehmensseite in Bezug auf Mieten und Büroimmobilien dienen den Unternehmen dazu, ihre Profitabilität zu steigern aber vor allem auch, um die notwendigen Investitionen in die digitale Infrastruktur für Homeoffice-Services und Remote Work zu finanzieren. Aktuelle Umfragen unter den IT-Verantwortlichen (CIOs) in den Unternehmen zeigen, dass Covid-19 zu starken Verschiebungen bei zukünftigen IT-Investitionen führen wird. Investitionsschwerpunkte sehen die IT-Manager in den Segmenten Mitarbeiter-kommunikation und Kollaborationssoftware, Mobile Geräte wie Smartphones, Tablets, Laptops und Konnektivität, Breitbanddienste, Security Software und Cloud-Hosting-Dienste.

 

Profiteure des Homeoffice-Trends

Konkret handelt es sich um die folgenden Segmente und exemplarischen Unternehmen: 

• Collaboration und Application Software, die die digitale Zusammenarbeit unter Mitarbeitern fördert. Als Beispiele sind Teams von Microsoft, Jira und Confluence von Atlassian oder Teamviewer zu nennen.

• Cloud-Technologie mit Cloudbasierten Angeboten. Beispiele sind Cloudbasierte Angebote von Dell EMC und VMware.

• Netzwerk-Infrastruktur, beispielsweise Router, Switches, Netzwerk-Software, Netzwerk-Sicherheitsprodukte von Arista und Juniper.  

• Dokumentenverwaltung wie etwa Cloud-Storage, Dateisynchronisation, Verwaltung von Unternehmensinhalten, zum Beispiel Box, Dropbox, Citrix.

• Cyber Security: Beispiele sind Sicherheit im Internet und beim Datentransfer von NortonLifeLock und Okta.

• Weitere Nutznießer dieses Trends sind Videokonferenzanbieter wie Zoom Video oder Cloud-Firmen wie Alphabet und Nutanix. 

Dass die intensive Nutzung von digitalen Plattformen und Dienstleistungen der Cyber Security eine besondere Rolle zukommen lässt, versteht sich von selbst. Je mehr sich die Interaktionen auf digitale Kanäle verlagern, desto besser müssen sie vor Angriffen geschützt werden. Außerdem sind neue Kommunikationsmittel gefragt, welche die klassische E-Mail ersetzen. 

Kollaborative Werkzeuge wie Videokonferenzen und Projektmanagement in virtueller Umgebung dürften kommen.

Bei der Entwicklung und Ausgestaltung von mobilen und flexiblen Arbeitsformen stehen wir erst am Anfang. Covid-19 hat gezeigt, dass ein großer Teil der Arbeitnehmer innerhalb kurzer Zeit ihre Arbeit von ihrem Homeoffice mit hervorragenden Produktivitätsraten nachkommen könne. Entsprechend entstehen für die Infrastruktur- und Software-Anbieter hervorragende Zukunftschancen.

Zum Autor: Thomas Rappold schreibt für Computer&AUTOMATION und ist Finanz-/Börsenexperte, Buchautor (Silicon Valley Investing) und Gründer zahlreicher Internet-Start-ups.


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