Die Open Industry 4.0 Alliance beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der App Stores. Ekrem Yigitdöl, Managing Director der Alliance, erläutert den Status Quo der Arbeiten.
Herr Yigitdöl, das Thema App Store ist in Ihrer Organisation ja schon länger ein Thema. Die Firma Hilscher beispielsweise entwickelte einen App Store namens »OI4 Community App-Store« und hat hierfür von der Open Industry 4.0 Alliance im April 2021 das Label ‚Open Industry 4.0 Alliance Community‘ erhalten. Das damals formuliertes Ziel war: »Bald steht den Mitgliedern der Allianz mit dem OI4 Community App-Store eine übergreifende Verkaufsplattform für ihre Apps ohne Investitions- und Unterhaltskosten zur Verfügung.« Was ist daraus geworden?
Ekrem Yigitdöl: Zunächst, um vielleicht einem Missverständnis vorzubauen: Die OI4A hat keinen eigenen App Store gegründet.
Was wir gemacht haben: wir haben im April 2021 ein Marketplace Directory ins Leben gerufen. Im Marketplace Directory der Alliance sind die ersten Apps gelistet und weitere als in Entwicklung angezeigt. Seit der Ankündigung des Marketplace, der auf die Apps ähnlich zu den Gelben Seiten verweist, hat sich gezeigt, dass hier viele Prozesse zu durchlaufen sind, bis eine App im Sinne der Allianz als compliant gilt und dann in einem Store zur Verfügung gestellt werden kann.
Unser Ziel ist es, die App Stores und IIoT Stacks der Unternehmen besser miteinander nutzbar zu machen. Hierzu hat die Open Industry 4.0 Alliance im Februar 2022 mit acht Mitgliedunternehmen die technische Arbeitsgruppe »Application Management« gestartet. Hier wurden zunächst, wie in den anderen Arbeitsgruppen, offene und interoperable Lösungen für die App Stores der Mitgliedsunternehmen besprochen.
Hans-Jürgen Hilscher hatte dann im November 2021 – damals noch in der Funktion des Chairman des Technical Commitee der Open Industry 4.0 Alliance – davon geschwärmt, dass in der Marketplace Directory der Alliance schon erste Compliant Apps gelistet seien. Und er davon ausgehe, „dass wir diese nach dem geplanten `Go Live` des OI4 Community App-Store am 1. Februar 2022 auch im App Store finden werden.“ Wie ist diese Aussage nun zu verstehen?
Ekrem Yigitdöl: Wie bei der vorherigen Frage beantwortet, setzt die OI4A wie auch die Firma Hilscher und alle anderen beteiligten Mitgliedunternehmen auf identische Schnittstellen und Technologiestandards, sodass auch hier ein Vendor-Lock verhindert wird. Es handelt sich um eine Community App Store Initiative. In anderen Worten: Endkunden der App Stores sind mit den Betreibern dieser in einem eigenen Vertragsverhältnis unterwegs. Für die Skalierung der App Stores, der Industry Apps und auch der OI4A Entwicklungs-Guidelines auf Ebene der Edge als auch Cloud Layer ist es elementar, eine Gesamtbetrachtung des Eco-Systems im Auge zu behalten. Daher hat sich die Strategie nicht geändert. Die Arbeitsgruppe stimmt sich alle 14 Tage ab und wird die gewählte Strategie - einen Community App Store von Mitgliedern für Endkunden bereitzustellen - weiter umsetzen.
Im April haben Sie verkündet, nun zusammen mit OWL Maschinenbau an einem Ökosystem für industrielle Apps zu arbeiten. Was ist unter diesem »Ökosystem« zu verstehen und wie gestaltet sich diese Zusammenarbeit?
Ekrem Yigitdöl: Die OWL Maschinenbau versteht sich als Inputgeber aus dem Markt. Gemeinsam mit unserer Implementierungsallianz werden die notwendigen Entwicklungen zur Bereitstellung dieser App Stores abgestimmt. Über unsere gemeinsamen Mitglieder stimmen wir die nächsten Schritte ab.
Das Ökosystem beschreibt den vollständigen Weg der Applikation: Vom Kauf in einem App Store, bis hin zur Auslieferung auf Shopfloor Ebene, mit all den Facetten – wie Payment, Legal -, die damit verbunden sind. Die Zusammenarbeit legt den Fokus auf gemeinsame Aspekte unserer beiden Arbeitsgruppen und wird iterativ fortgeführt.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Ekrem Yigitdöl: Die nächsten Schritte bestehen aus der Umsetzung und der Fortführung der Konzepte in den verschiedenen App-Stores. Das aktuelle Konzept für die anbieterunabhängige Verteilung von Apps muss jetzt im Detail bei den Anbietern der App Stores in die Umsetzung gehen. Aufbauend auf den daraus entstehenden Erkenntnissen, wird eine Verfeinerung des Konzeptes erfolgen, die uns mit den gemeinsamen Iterationsschleifen zu einem ersten Proof of Concept für Anwender führen wird.
Inhalt des Proof of Concept ist, die erarbeiteten Fragmente der weiteren technischen Arbeitsgruppen – beispielsweise Open Edge Computing - im App Store anzubieten. Man kann sich das so vorstellen, dass die Stecker aus den IIoT Layern – Edge und Cloud – mit dem App Store anhand von offenen und vorgedachten Lösungen nutzbar werden.