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Weniger Schaden durch Maschinenbau-Plagiate

7. Juni 2022, 9:19 Uhr | dpa
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Gerade kleinere Firmen werden von Produktpiraterie hart getroffen, sagen Experten. Zumal diese seltener dagegen vorgingen. Dass China bei Fälschungen weit vorn liegt, überrascht kaum – die folgenden Plätze auf der Plagiatsliste sind schon eher auffällig.

Im deutschen Maschinenbau ist der Schaden durch Fälschungen über die letzten Jahre laut den verfügbaren Daten gesunken. Auch sind etwas weniger Firmen betroffen – die Dunkelziffer und die nicht gemeldeten Umsatzeinbußen könnten jedoch höher sein.

Die meisten Fälschungen kommen aus China

Die bekannte Gesamtsumme habe von 7,6 Milliarden Euro 2020 auf 6,4 Milliarden Euro abgenommen, berichtete der Branchenverband VDMA am Dienstag (31. Mai) auf der Hannover Messe. Die alle zwei Jahre vorgenommene Analyse zeigt zudem, dass der Umfang von Produkt- und Markenpiraterie – 2010 bis 2020 im Schnitt bei über 7 Milliarden Euro – geringer wurde.

Die mit Abstand häufigsten Plagiate führten die befragten Unternehmen weiterhin auf China zurück, so 87 % der Betroffenen. »Das ist wenig überraschend, China ist leider ein treuer Begleiter«, sagte Ferdinand Jarisch vom Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit, das die Untersuchung machte. Bemerkenswert sei aber, dass Indien am zweithäufigsten genannt wurde (26 %).

Problem Datenklau und Insider-Wissen

Auf Rang drei folgten demnach Meldungen von Plagiatsfällen heimischen Ursprungs (19 %). Als Ursachen für deutsche Fälschungen von deutschen Maschinen und Anlagen vermutete Jarisch etwa die fehlende Sprachbarriere oder die Möglichkeit relativ leichten Datenklaus: »Daten werden manchmal einfach per USB-Stick transportiert, wenn jemand das Unternehmen wechselt.« Neben Insidern und Wettbewerbern könnten auch Auftraggeber und Zulieferer Quellen von Plagiaten sein. Besonders oft gehe es dabei um den »unlauteren Nachbau«.

Plagiarius 2022

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Insgesamt hatten gemäß den Rückmeldungen zuletzt 72 % der teilnehmenden Firmen Probleme mit Plagiaten, bei der Erhebung des vorvergangenen Jahres waren es 74 %. Allerdings ist die Stichprobe mit 68 Unternehmen gering – VDMA-Sicherheitsexperte Steffen Zimmermann führte dies auf mögliche Faktoren wie Scham oder andere Prioritäten im Geschäft zurück. Die potenzielle Zahl aller Fälschungsfälle könnte durchaus größer sein. Zudem seien technische Plagiate oft ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Beschäftigte oder die Umwelt, wenn es nicht um reine Design-Fragen oder Markenrechte, sondern um die Bedienung komplizierter oder sensibler Anlagen gehe.

Häufiger Maßnahmen gegen Fälscher ergriffen

»Gerade kleinere Unternehmen trifft Produktpiraterie relativ hart«, sagte Jarisch. Auffällig sei, dass diese seltener dagegen vorgingen, auch weil der Aufwand hoch sein könne. Insgesamt würden hingegen öfter Maßnahmen gegen Fälschungen ergriffen, so Zimmermann: In zwei Dritteln der Fälle bleibe die Entdeckung nicht folgenlos, vor zwei Jahren war es gut die Hälfte. In China könne man Plagiatoren ebenfalls verklagen – doch der Ausgang sei mitunter offen: »Wenn man einen erwischt hat, gibt es keine Garantie, dass man Recht bekommt.«


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