Die hohen Investitionskosten für den Ausbau des 5G-Netzes machen den Netzbetreibern zu schaffen. Die Technologieberatung BearingPoint geht davon aus, dass sich die Netzbetreiber deshalb neu positionieren müssen – und zwar jetzt!
Die 5G-Auktion in Deutschland ging im Juni erfolgreich zu Ende. Nun haben die Netzbetreiber Telekom, Vodafone, Telefónica (O2) und Drillisch (1&1), die den Zuschlag für die Funkfrequenzen erhielten, mit dem Ausbau der 5G-Infrastruktur begonnen – bislang allerdings nur punktuell. Voraussichtlich wird die durch die Bundesnetzagentur geforderte Abdeckung von 98 % der deutschen Haushalte nicht vor 2027 erreicht. Dies verdeutlicht ein Vergleich mit der Vorgängertechnologie 4G/LTE. Heute, knapp zehn Jahre nach Einführung von 4G, liegt die Abdeckung bei knapp über 90 % der Haushalte, jedoch nur bei rund 65 % der Fläche in Deutschland
Nationales Roaming könnte Investkosten drücken
Der 5G-Ausbau wird insbesondere durch die hohen notwendigen Investitionen in die Infrastruktur ausgebremst, die die Auktionspreise von 6,5 Mrd. Euro für die Funklizenzen um mehr als das Zehnfache übersteigen. Die bestehende Technologie-Infrastruktur muss häufig nicht nur ergänzt, sondern zumindest teilweise durch neue Technologien ersetzt werden. Dies betrifft unter anderem die Installation von Geräten für neue Frequenzbandbreiten, die Verlegung von Glasfaserkabeln sowie die Entwicklung neuer Mobilfunkübertragungstechnik. Laut Telefónica sind hierfür seitens der Netzbetreiber Investitionen in Höhe von 76 Mrd. Euro
und der Bau von über 200.000 Mobilfunkstandorten notwendig.
Eine Möglichkeit, um der Herausforderung der hohen Investitionen zu begegnen, ist die Kooperation von Netzwerk-Betreibern im Zuge eines ‚nationalen Roamings‘.
Lassen sich die Implementierungskosten nur geringfügig reduzieren und existieren kaum Kostensenkungspotenziale im Ausbau der Infrastruktur, so erlaubt der gemeinsame Aufbau eines 5G-Netzwerks die schnelle Umsetzung einer breiten Netzwerk-Abdeckung mit 5G in Deutschland, bei gleichzeitig geringeren Kosten für die einzelnen Anbieter. Zudem bietet eine Kooperation der Netzbetreiber die Möglichkeit, neue Erlösmodelle aufzubauen, die insbesondere bei einer Spezialisierung der Unternehmen auf die Bereitstellung der erforderlichen Infrastrukturen für innovative 5G-Anwendungsfelder zur Realität werden.
Von der Bit-Pipe zum Service-Anbieter
Nicht nur die hohen Investitionen forcieren einen Differenzierungszwang der Telekommunikationsunternehmen. Vielmehr resultiert eine zentrale Herausforderung aus deren Positionierung als reine ‚Network Developer‘. Die Unternehmen fokussieren sich in ihrem Leistungsportfolio meist lediglich auf die Bereitstellung der Infrastruktur sowie Basisdienste wie Messaging, Telefonie und mobiles Internet, weshalb sie nicht selten als ‚Bit-Pipes‘ bezeichnet werden. Das Angebot wertschöpfender und konsumentennaher Services überlassen sie dabei meist Anbietern wie Apple, Google und Co. Letztere nutzen die Infrastruktur der Bit-Pipes, um Kunden digitale Services wie beispielsweise WhatsApp anzubieten, die die klassischen Telekommunikationsdienstleistungen ersetzen.