Testbeds spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von TSN hin zu einem herstellerübergreifenden Ökosystem. Welche Fortschritte machte das TSN Testbed am ISW in den letzten Jahren, welche aktuellen Herausforderungen werden dort zur Zeit diskutiert?
Testbeds sind ein Ort der vorwettbewerblichen Zusammenarbeit auf einem praktischen Level und komplementieren somit die theoretische Kooperation bei der Standardisierung und die firmeninterne praktische Produktentwicklung. Der Fokus richtet sich dabei auf das entstehende Ökosystem, Standards werden als hierfür notwendiges Mittel zum Zweck gesehen. Ein Testbed verfolgt dabei typischerweise folgende Ziele:
Genauso breit wie die Ziele eines Testbeds sind die Aktivitäten. Teilnehmer kommen aus verschiedenen Bereichen: Chip-Hersteller, Netzwerkinfrastrukturanbieter, Softwareentwickler und zunehmend auch Hersteller industrieller Steuerungen, Komponenten und Software sind dabei. Von zentraler Bedeutung sind gemeinsame Treffen vor Ort, die Plugfeste, welche bis zu sechsmal jährlich stattfinden. Selbstverständlich stehen die Teilnehmenden ebenfalls in regelmäßigem Austausch und auch ein kontinuierliches Testen ist zunehmend möglich.
Bei den Plugfesten, typischerweise 3-tägige Veranstaltungen, kommen die Teilnehmer des Testbeds zum praktischen Arbeiten sowie zum Austausch und der Diskussion zusammen. Praktische Aktivitäten im Rahmen eines Plugfests umfassen typischerweise:
Die im Rahmen des Testbeds diskutierten Themen sind so vielfältig wie das Ökosystem TSN und entwickeln sich mit der Zeit. Zu Beginn der Testbed-Aktivitäten lag der technische Fokus auf den grundlegenden Standards von TSN: Der Zeitsynchronisation mittels 802.1AS sowie dem zeitbasierten Scheduling im Rahmen von 802.1Qbv. Zusätzlich waren auch die Bekanntmachung der Technologie sowie erste herstellerübergreifende Proof-Of-Concepts im Fokus. Mit dem Erreichen eines gewissen Reifegrades sowie der steigenden Akzeptanz für TSN erweiterten sich die Themen zunehmend. Als zentrales Thema kam die Konfiguration hinzu - ein vielschichtiges und auch hochpolitisches Thema! Des Weiteren rückte eine Reihe von TSN-Standards ins Interesse, insbesondere bezüglich der Frame-Preemption und der Redundanz. Standardübergreifend ist zunehmend eine Verschiebung des Ziels von einem Proof-of-Concept der Interoperabilität hin zu einem Suchen potenzieller Interoperabilitätsprobleme zu beobachten.
Der zunehmende Fokus auf das Ökosystem TSN ist auch in der steigenden Bedeutung von Protokollen und Technologien unter und insbesondere oberhalb von TSN zu sehen. Da für viele Teilnehmer TSN insbesondere für die Nutzung von OPC UA bis hinunter zur Feldebene bedeutend ist, rückt auch das Zusammenspiel von OPC UA - insbesondere PubSub - und TSN weiter in den Fokus.
Entsprechend der sich weiterentwickelnden Themen, herrscht ein kontinuierlicher Bedarf an Abstimmung und Weiterentwicklung des Vorgehens beim Testen. Insbesondere die zunehmende Komplexität, die Reife der Produkte und die wachsende Anzahl an Teilnehmern erfordert eine zunehmende Systematisierung. Dies stand auch im Fokus der unfreiwilligen Zwangspause von vor-Ort-Aktivitäten, welche mittels virtueller Plugfeste versucht wurde abzudecken. Im Ergebnis wurde der Ansatz des Interoperabilitäts-Rack weiterentwickelt und optimiert.