nachgehakt! bei Stefan Messerkliger, B&R

»Dieselben Fehler!«

22. November 2022, 7:24 Uhr | Meinrad Happacher
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Stefan Messerklinger, Head of Product Management Mobile Automation bei B&R
© B&R

In der industriellen Fertigung gilt OPC UA als das Datenaustauschformat der Zukunft. In der Welt der mobilen Arbeitsmaschinen fehlt noch eine solche Einigung. Stefan Messerklinger appelliert dafür, OPC UA auch in diese Branche zu tragen.

Herr Messerklinger, Sie sind bei B&R für die Mobile Automation zuständig. Warum ist Ihnen jetzt so wichtig, dass OPC UA auch bei Bau-, Mining-, Agrar- und Forstmaschinen Einzug hält?

Wir haben in der Fabrikautomation doch eine lange Leidenszeit hinter uns: Jahrelang verschlang der Feldbuskrieg der unterschiedlichsten Vernetzungsprotokolle wichtige Innovationskapazitäten bei allen Herstellern, aber auch bei den Anwendern der Automatisierungstechnik. Mit OPC UA haben wir es nun endlich geschafft, eine standardisierte Vernetzung von unterschiedlichen Sensoren, Steuerungen und Maschinen bis hin zu Fabriken und Industrien zu realisieren. Und erst damit haben wir jetzt doch die Basis für eine Industrie 4.0 gelegt. Diese Erfahrungswerte sollten wir jetzt unbedingt in die Welt der Mobilen Automation einbringen.

Ist die Branche hierfür nicht sensibilisiert?

Nur wenigen ist bewusst, dass sich die Fabrikwelt und etwa das Smart Farming sehr stark aufeinander zu bewegen. Zum einen seitens der Komponentenanbieter: Ich denke da nur an die Sensorik, Steuerungs- und HMI-Anbieter. Wir treffen hier vielfach dieselben Anbieter und auch dieselben Produkte . Aber auch was die Infrastruktur betrifft: Die Bauma-, Mining-, Agrar- und Forstmaschinen werden doch zusehends in Fabrik-ähnliche Strukturen eingebunden. Und spätestens dann müssen die Schnittstellen wieder aufeinander abgeglichen werden.

Wie ist der Status Quo bei den mobilen Maschinen?

Bisher gibt es in diesen Arbeitsgruppen keine einheitlichen Fertigungsprozesse; Bestrebungen, die Effizienz von Maschinen- oder Fertigungsprozessen zu erhöhen, sind jedoch vorhanden. Doch anders als in der Industrie 4.0 wurde in dieser Branche, trotz der gleichen Problem- und Zielsetzung, noch keine Entscheidung für einen standardisierten Informationsaustausch getroffen. Dies liegt daran, dass aktuell verschiedene Standards parallel entstehen. Zudem haben die Arbeitsgruppen wichtige Punkte noch gar nicht so recht auf dem Radar...

… und diese wären?

Der Fokus der Arbeitsgruppen liegt aktuell hauptsächlich auf der Standardisierung einzelner Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Anforderungen wie Safety oder Security werden hintenangestellt. Auch die Echtzeitfähigkeit der Maschinen wird vernachlässigt, obwohl diese voraussichtlich auch in der Agrar- und Baubranche in den nächsten Jahren an Relevanz zunimmt. Eine fehlende Echtzeitfähigkeit ist insofern problematisch, als Agrarmaschinen keine Verbindung mit der Fabrik aufbauen können. Dies würde in der Folge dazu führen, dass Lieferanten Protokolle parallel implementieren und warten müssen.

Deshalb fordern Sie was?

Die Anforderungen der Hersteller von Agrar-, Bau- oder Mining-Maschinen sind nicht anders, als jene der Hersteller von stationären Maschinen und zweitens: OPC UA ist als Protokoll fertig umgesetzt und einsetzbar. Die OPC Foundation ist inzwischen recht geübt darin, rasch spezifische Anforderungen von anderen Industrien im Standard aufzunehmen. Wir, die Fabrikautomatisierer, sollten deshalb alle die Hand in Richtung der Hersteller dieser Branche ausstrecken und die Unterstützung zur Implementierung des Standards in deren mobile Maschinen anbieten. Das wäre definitiv eine Win-Win-Situation.

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