Das Konzept der Low Code Anwendungsentwicklung ist derzeit groß in Mode. Die Praxis zeigt jedoch: ohne die Kombination mit Full Stack Automation stößt das Konzept schnell an seine Grenzen.
Die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen ist branchenübergreifend das Gebot der Stunde. In diesem Zusammenhang stellt sich für Unternehmen die Frage, wie sich notwendige Automatisierungsprojekte schnell und effektiv umsetzen lassen. Doch die Anforderungen, denen sich IT-Abteilungen dabei gegenübersehen, sind zahlreich: unterschiedlich komplexe und umfangreiche Anwendungen und Unternehmensprozesse unter einen Hut bringen, den zunehmenden Fachkräftemangel beherrschen, hohe Qualitätsanforderungen erfüllen sowie die bestehende IT-Landschaft und Kernsysteme pflegen und erneuern. Wie kann es gelingen, in einem solch diversifizierten Umfeld Prozessautomatisierung umzusetzen und neue digitale Lösungen zu entwickeln, die allen möglichen Szenarien gerecht werden?
Eine Möglichkeit stellt die Anwendungsentwicklung mit Low-Code-Unterstützung dar. Sie erlaubt es, hochflexible und nutzerfreundliche Apps rasch und unkompliziert zu erstellen. Das Konzept Low Code stößt jedoch schnell an seine Grenzen – je nach Umfang und Komplexität des zu automatisierenden Prozesses. Damit die unternehmensweite Digitalisierung und Automatisierung zukunftsfähig und agil gestaltet werden kann, bedarf es einer Kombination mit Full Stack Automation.
Low Code ermöglicht das vereinfachte Entwickeln von Applikationen, die sonst aufwendig programmiert werden müssten. Technisch versiertere Mitarbeitende mit grundlegenden Kenntnissen in der Anwendungsentwicklung werden zu sogenannte Citizen Developern: Dank einer standardisierten Entwicklungsumgebung erstellen sie vollständig modellgetrieben Prozessanwendungen und Workflows – ohne Programmierung.
Die Entwicklungsumgebung setzt sich im Wesentlichen aus drei Ebenen zusammen: einer graphischen Präsentationsschicht, einer Schicht für Geschäftslogiken sowie einer Datenschicht. Diese sind alle mit visuellen Editoren ausgestattet. Mittels interaktiver Elemente, die auf dem Bildschirm angezeigt werden, sowie spezifischer Möglichkeiten zur Anpassung und Konfiguration, lassen sich Prozesse und einfache Logiken realisieren. Auch die Integrationen mit Drittsystemen wie CRM-, ERP- oder SCM-Systemen ist möglich und gelingt dank zahlreicher Assistenten im Nu.
Dank Low Code können Fachabteilungen einfache Anwendungen ohne Unterstützung der IT selbst entwickeln. Sprich: Die IT wird entlastet, Fachabteilungen werden agiler. Doch für die Umsetzung komplexer Applikationen, die geschäftskritische Prozesse steuern und spezifische Anforderungen haben, braucht es eine Full Stack Automation.
Als Basis einer Full Stack Automation kann eine Low-Code-Entwicklung dienen, zusätzlich kommen jedoch weitere Tools und Technologien zum Einsatz. Bei der Umsetzung sind Software-Entwickler gefragt, die Programmierkenntnisse, Erfahrung im Umgang mit Webtechnologien sowie Datenbank-Know-how besitzen. Im Vergleich zur klassischen Entwicklung arbeitet die Full Stack Automation mit einem vordefinierten, prozessorientierten Technologie-Stack und ermöglicht eine einfachere Anpassung neuer Technologien an bestehende Arbeitsabläufe. Dadurch unterstützt sie die Nutzung von Innovationen und die digitale Entwicklung von Unternehmen. Überdies kann eine Vielzahl miteinander verbundener Plattformen und Tools einfach gesteuert werden, ohne dass ihr Nutzen eingeschränkt oder Abläufe im Unternehmen beeinträchtigt werden.
Low Code und Full Stack Automation sind also gleichermaßen nötig, um die Digitalisierungsanforderungen in Unternehmen zu erfüllen. Durch die intelligente Kombination bauen Unternehmen eine bimodale IT auf, die sowohl die Verwaltung von Standardsoftware als auch die schnelle Entwicklung neuer Anwendungen jeder Komplexitätsstufe abdeckt. Konkret bedeutet das: Die Umsetzung komplexer Anwendungen bleibt weiterhin in den Händen der IT, während die Fachabteilung selbstständig via Low Code Basisfunktionen entwickeln kann.
Als Dreh- und Angelpunkt dient eine Prozessautomatisierungsplattform, die sowohl Low-Code-Entwicklungen als auch die Full Stack Automation unterstützt und den nahtlosen Übergang untereinander sowie zur IT-Entwicklung ermöglicht. Die Plattform kombiniert und koordiniert die verschiedenen Varianten der Anwendungsentwicklung und ermöglicht eine durchgängige Automatisierung von Geschäftsprozessen jeder Komplexität. Im Zusammenspiel von Low Code und Full Stack Automation ist für die erfolgreiche Automatisierung von Prozessen deren unternehmensindividuelle Bewertung entscheidend. Denn derselbe Vorgang wird je nach Organisation individuell ausgestaltet. Was in einem Unternehmen beispielsweise operativ als kurzlebige Applikation eingesetzt wird, soll anderenorts als langlebiges System zur Verfügung gestellt werden. Hier gilt es, ganz nach unternehmensspezifischen Bedürfnissen zu entscheiden.