Agrartechnik

Sensoren für guten Wein

16. August 2018, 8:15 Uhr | dpa, Heinz Arnold
Der 'Phenoliner' des Julius-Kühn-Instituts für Rebenzüchtung fährt über eine Rebzeile. Mit dem umgebauten Traubenvollernter zur Traubendiagnose mit Sensoren und Kameras können Ertrag, Qualität und mögliche Krankheiten von Reben frühzeitig erkannt werden.
© Peter Zschunke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Mit Hilfe von Sensoren können Winzer Informationen zu Reife, Qualität, Ertragsaussichten und Krankheitsrisiken ihrer Reben erhalten.

Am Julius-Kühn-Institut für Rebenzüchtung auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen (Kreis Südliche Weinstraße) testet die Agrarbiologin Anna Kicherer den ‘Phenoliner’: Hier wurden die Vorrichtungen eines Traubenvollernters durch optische Geräte und ein Geoinformationssystem ersetzt. In den Tunnel im Inneren des Fahrzeugs dringt kaum Tageslicht vor. Künstliche Lichtquellen sorgen dafür, dass bei der Messung die Schwierigkeiten durch wechselnde Lichtbedingungen und wechselnde Hintergründe im Freien umgangen werden können. Neben den Breitbandlichtquellen sind verschiedenen Sensoren (RGB, NIR-Kamerasystem, GPS und Lagesensoren) in dem Fahrzeug untergebracht, so dass der ‘Phenoliner’ Daten hoher Qualität mit genauen Ortangaben unter Standardbedingungen ohne äußere Störeinflüsse aufnehmen kann. So lassen sich viele Informationen zum Phänotyp  der Trauben sammeln, ohne sie im Labor zerstörend testen zu müssen.

Bisher war die Phänotypisierung sehr zeit- und arbeitsintensiv. Die phänotypischen Daten haben Menschen einfach visuell abgeschätzt, ein Vorgang, der subjektiv und fehleranfällig ist. Die heutigen Sensoren erlauben es, Pflanzeneigenschaften auf eine nicht destruktiv zu erfassen sowie zuverlässige und objektive Messungen durchzuführen.

“Wir sehen den ‘Phenoliner’ als Testplattform mit der langfristigen Vision, dass auch Winzer sie einsetzen können”, sagt Kicherer. Die Beurteilung von Trauben als klein, groß oder mittel könne mit dieser bildgestützten Technik sehr viel objektiver werden. In der Rebenzüchtung sind solche Informationen von entscheidender Bedeutung, um die Besonderheiten neuer Sorten beurteilen zu können. “Wenn es um die Entwicklung von genetischen Markern geht, muss man Phänotyp und Genotyp zusammenbringen”, so Kicherer. Das bedeutet: Die äußere Erscheinung muss auf die jeweilige genetische Ausstattung zurückgeführt werden.

Der ‘Phenoliner’ sei nur eines von mehreren Beispielen für mögliche Effizienzsteigerungen durch digitale Technologien im Weinbau, meint Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut: “Bereits heute kann man nur die gesunden Traubenbeeren nach der Lese mit optischen Systemen aussortieren.” In naher Zukunft werde auch der Pflanzenschutz in schwer zugänglichen Steillagen mit Drohnen möglich sein.

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