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Marktreife Gestensteuerung für Roboter

12. Februar 2021, 14:31 Uhr | Andrea Gillhuber

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Marktreife im E-Automobilbau bewiesen

Die Gestensteuerung von Industrierobotern ist technisch ausgereift und zuverlässig. Sie hält die geltenden Sicherheitsvorgaben für die Zertifizierung im Sinne der EU-Maschinenrichtlinie ein. Integriert sind auch Verfahren zur Anonymisierung. Da anfallende Daten zudem nicht in einer Cloud gespeichert, sondern vor Ort in der Fabrik verarbeitet werden, ist auch der Datenschutz nach der DSGVO gesichert.

Dass die Gestensteuerung zuverlässig und sicher funktioniert und auch in die industrielle Produktion eingeführt werden kann, hat sie im Karosseriebau von E-Fahrzeugen bei Volkswagen Sachsen bewiesen. Dort sieht man klare Vorteile bei der Herstellung des hochmodernen Modularen E-Antrieb-Baukastens (MEB). IWU-Projektleiter Paul Eichler: »Antrieb für unseren Partner war, die Ergonomie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Prüf- und Arbeitsstation am Ende der Ausschweißlinie im Karosseriebau zu verbessern. Wir haben gezeigt, dass unser System gestengesteuerter Schwerlastroboter in der Fertigung viele Vorteile bringt. Die Gestensteuerung ermöglicht es den Beschäftigten, die Position und Ausrichtung des Roboters individuell und in feinen Abstufungen einzustellen. Die Produktion wird dadurch effizienter und flexibler.«

Die Gestensteuerung erleichtert außerdem grundsätzlich die Kollaboration von Mensch und Roboter. Sie arbeiten mittlerweile zwar schon oft ohne Schutzzaun nebeneinander, aber eine direkte Interaktion war bisher nicht möglich. In unmittelbarer Nähe zu Menschen schalten sich Industrieroboter aus Sicherheitsgründen ab. Jetzt können beide gefahrlos direkt zusammenarbeiten.

Das Fraunhofer IWU meldet: Die industrielle Gestensteuerung für Roboter ist nun marktreif. Geltende Richtlinien zur Maschinensicherheit und zum Datenschutz werden dabei eingehalten.

Schwerpunkt ‚Cyber-Physical-Human Systems‘ am Standort Chemnitz

Produktionsroboter intuitiv mit Gesten zu steuern, ist ein Beispiel für die Innovationskraft des Standortes Chemnitz bei sog. ‚Cyber-Physical-Human Systems‘ (Mensch-Maschine-Systemen, kurz: CPHS). Das Fraunhofer IWU arbeitet dabei über die Grenzen wissenschaftlicher Fachdisziplinen hinweg intensiv mit der Professur für Allgemeine Psychologie und Human Factors an der Technischen Universität Chemnitz zusammen. Dort wird an der kognitionsbasierten Unterstützung von psychologischen Prozessen geforscht, sowie an deren Umsetzung in technische Systeme mittels Algorithmen der Künstlichen Intelligenz.

Dr. habil. Franziska Bocklisch, Leiterin der Professur, erklärt die gemeinsamen Forschungsziele mit dem Fraunhofer IWU: »Die enge Interaktion von Mensch und Technik in der Industrie 4.0 zeigt, wie wichtig es ist, Technik- und Humanwissenschaften zu kombinieren. Zukünftig werden viele weitere komplexe Aufgaben nur durch Mensch und Technik gemeinsam bewältigt werden können. Dabei stellen sich ganz neue Herausforderungen für eine menschenzentrierte Technikentwicklung, etwa bei der zielgerichteten Unterstützung menschlicher Informationsverarbeitungsprozesse beim Bedienen und Warten von Produktionsanlagen. In Chemnitz haben wir das nötige transdisziplinäre Know-how gebündelt, um sicherzustellen, dass Mensch und Roboter im Fertigungsprozess harmonisch zusammenarbeiten können.«


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