In der Produktion eines mittelständischen Zulieferungsunternehmens soll ein kollaborierender Robotergreifer zum Einsatz kommen. Dieser legt selbst-ständig Werkstücke in eine CNC-Fräse ein und entfernt sie nach Bearbeitung. Der Werker, der diese Handlungen früher selbst vollzog, führt am Ende des Vorgangs eine Qualitätskontrolle durch. Mit anderen Worten: Er überwacht den Prozess.
Herausforderung 1
In diesem Szenario sollen die Werker durch den Einsatz des Serviceroboters entlastet werden. Arbeitet dieser jedoch mit einer Geschwindigkeit, die für den Werker zu schnell ist, kann dies zu einer verminderten Akzeptanz führen. Diese Art der Herausforderung wird noch deutlicher, wenn das Szenario leicht modifiziert wird: Anstatt Bauteile in eine CNC-Fräse einzulegen, dient der Cobot dazu, Werkzeuge für bestimmte Arbeitsschritte zur Verfügung zu stellen. Ändern sich dadurch Arbeitsabläufe oder stehen den Mitarbeitern bestimmte Möglichkeiten nicht mehr zur Verfügung, kann dies in Vorbehalten oder sogar Ablehnung münden.
Strategien zur Überwindung
Mit einem ‚Living Lab‘ lässt sich mangelnder Akzeptanz begegnen, die sich aus
antizipiertem Stress in Folge der Mensch-Roboter-Kollaboration ergibt. Das macht die zukünftige Arbeitsgestaltung für Mitarbeiter plastisch erfahrbar. Die aus dem Living Lab hervorgehenden Erwartungen können durch eine agile Gestaltung des Implementierungsprozesses aufgenommen und umgesetzt werden. Beispielsweise werden die Mitarbeiter über einen Zeitraum von einem Monat gebeten, 2-mal wöchentlich eine halbe Stunde am Demonstrator zu arbeiten und danach einen kurzen Feedback-Fragebogen auszufüllen. Die Ergebnisse werden nach der ‚Probezeit des Roboters‘ im Rahmen eines Workshops mit den Mitarbeitern aus dem operativen Geschäft ausgewertet. Entscheidendes Feedback ist dann im Zuge der Implementierung umsetzbar.
Herausforderung 2
In der Produktion kann eine unüberschaubare rechtliche Situation die Ursache dafür sein, dass die Werker dem Serviceroboter eine geringe Akzeptanz entgegenbringen. Kommt es in der Interaktion mit einem Serviceroboter zu Mängeln oder Produktionsfehlern, muss Mitarbeitern klar sein, wer haftbar ist. Einen höheren Stellenwert erfahren diese Bedenken, wenn der Roboter die Herstellung von Produkten unterstützt, die aus Sicherheitsgründen gewissen Materialanforderungen unterliegen – beispielsweise Schweißnähte. Schließlich können Materialmängel zu Unfällen führen und Dritte verletzen.
Strategien zur Überwindung
Das Management sucht nach Präzedenzfällen und Beispielszenarien, die juristisch relevante Faktoren der Mensch-Roboter-Kollaboration beleuchten. Das Recherchieren nach Informationsmaterialien, Workshop-Berichten, Weiterbildungsangeboten und Präsentationen aus Wissenschaft und Wirtschaft kann ebenso zielführend sein wie die Kontaktaufnahme zum Hersteller. Eine einfache und transparente Aufbereitung maßgeblicher Aspekte der rechtlichen Lage für die Belegschaft und den Betriebsrat stärkt das Vertrauen in die Entscheidung, Serviceroboter einzusetzen.
Weiterführende Informationen
Einen detaillierten Überblick über alle relevanten Herausforderungen sowie eine umfangreiche praxisnahe Toolbox finden sich in der Studie „Akzeptanz von Servicerobotern: Tools und Strategien für den erfolgreichen betrieblichen Einsatz“. Diese wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Technologieprogramms PAiCE von der Begleitforschung erarbeitet und
steht HIER zur Verfügung.