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Die Frage der Akzeptanz

25. März 2020, 8:00 Uhr | Günter Herkommer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kosteneinsparungen und Lösungsansätze

Mobile Robotersysteme sind ein Kernelement für flexible, wandlungs­fähige Produktionen. Sie transportieren ­zu­nehmend völlig autonom fertige Bauteile oder deren Komponenten oder bringen in Warenlagern Kunden­bestellungen an einen zentralen Packplatz
Mobile Robotersysteme sind ein Kernelement für flexible, wandlungs­fähige Produktionen. Sie transportieren ­zu­nehmend völlig autonom fertige Bauteile oder deren Komponenten oder bringen in Warenlagern Kunden­bestellungen an einen zentralen Packplatz.
© Fraunhofer IPA/Universität Stuttgart, Rainer Bez

Für eine rasche Durchdringung müssen vor allem die Anschaffungskosten und der Integrationsaufwand deutlich sinken und (intelligente) Fähigkeiten stärker auf konkrete Bedarfe von Nutzern ausgerichtet werden. Insbesondere durch die vereinfachte Wiederverwendung von Softwarekomponenten ließen sich Kosteneinsparungen vor allem bei der Systemintegration realisieren, die heute den größten Anteil an der Investition von Servicerobotik-Lösungen ausmacht. Dabei mangelt es derzeit noch an maschineninterpretierbaren Beschreibungen von funktionalen und nichtfunktionalen Eigenschaften der Hardware- und Softwarekomponenten, der Interoperabilität der verschiedenen Komponenten und der Integration verschiedener Schnittstellen sowie von Kommunikationsprotokollen.
Dies alles ist aber Voraussetzung für eine effiziente Entwicklung neuer sowie die Wiederverwendung bestehender Bausteine. Beispiele für mögliche Lösungsansätze bieten die industrienahen Robotikprojekte SeRoNet und Robotop im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Technologieprogramm PAiCE.

Neben den technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die absehbar bewältigt werden können, spielt die Akzeptanz von Servicerobotern bei den Mitarbeitern eine ganz wesentliche Rolle für den erfolgreichen Einsatz im operativen Betrieb. Diese nichttechnischen Herausforderungen mit sozialen und ethischen Implikationen in Bezug auf körperliche und psychische Unversehrtheit, Veränderungen der Arbeitswelt, Haftung und Daten-souveränität sowie Selbstbestimmung und Transparenz werden bei der Überlegung, Serviceroboter einzusetzen, oft nur wenig oder gar nicht bedacht. Dabei gibt es durchaus effektive und erfolgreiche Strategien, mit denen sich eine stärkere Akzeptanz von Cobots erreichen lässt, wie nachfolgend an zwei Fallszenarien aus der innerbetrieblichen Logistik und der Produktion beispielhaft skizziert wird.

 

Szenario innerbetriebliche Logistik

Marktpotenzial in den fünf umsatzstärksten Segmenten der Servicerobotik. Das Jahr 2018 stellt eine vorläufige ­Schätzung dar. Die Umsatzzahlen für die Jahre 2019 bis 2021 basieren auf einer Interpolation der geschätzten Gesamtumsätze für die drei Jah
Marktpotenzial in den fünf umsatzstärksten Segmenten der Servicerobotik. Das Jahr 2018 stellt eine vorläufige ­Schätzung dar. Die Umsatzzahlen für die Jahre 2019 bis 2021 basieren auf einer Interpolation der geschätzten Gesamtumsätze für die drei Jahre unter Annahme einer konstanten jährlichen Wachstumsrate in den einzelnen Segmenten (Quelle: International Federation of Robotics 2018).
© Begleitforschung PAiCE / LHLK

Ein autonom fahrendes Vehikel mit Greifer navigiert durch ein Lager. Es fährt auftragsgemäß zu den zu kommissionierenden Gegenständen, lädt diese auf und bringt sie zur Abfertigungsstation, zum Ort der Verarbeitung in der Fertigungskette oder zu einem neuen Lagerort. Dieser Anwendungsfall deckt viele klassische Aufgaben eines Lageristen ab. Der Serviceroboter soll Gegenstände sicher aus Regalen greifen, ohne sie fallen zu lassen oder die Regale umzuwerfen. Und er soll frei zwischen Mitarbeitern durch die Anlage navigieren sowie die Werkstücke in den entsprechenden Bereichen der Fertigungskette abliefern.

Herausforderung 1

Durch Funktionsfehler oder mangelhafte Wartung des Roboters kann es zu Verletzungen der körperlichen Unversehrtheit kommen. Eine veränderte Arbeitsumgebung und wenig aufmerksame Mitarbeiter sind darüber hinaus potenzielle Auslöser von Unfällen. Kommt das autonome Kommissionier-ungssystem zum Einsatz, um Werkstücke zu einer Fertigungsstation zu transportieren, könnte eine Erhöhung der Sollleistung zu Stress führen. Dieser wiederum kann in Unaufmerksamkeit münden und folglich Verletzungen oder psychisches Leiden durch Überlastung bedingen. Der Serviceroboter würde so einen entgegengesetzten Effekt erzielen, als jenen, für den er eingesetzt wurde: die Mitarbeiter zu entlasten.


  1. Die Frage der Akzeptanz
  2. Kosteneinsparungen und Lösungsansätze
  3. Strategien zur Überwindung
  4. Szenario Produktion

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