Interview mit Maria Dobritzsch, Lapp

Grünes Kupfer

20. Februar 2023, 15:59 Uhr | Inka Krischke
Grünes Kupfer
Maria Dobritzsch: „Wir planen eine Mitarbeit in der Initiative ‚The Copper Mark‘, um verantwortungsvolle Produktionsprozesse in der Kupferindustrie zu fördern.“
© Lapp

Bis 2025 will die Firma Lapp den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte um 20 Prozent reduzieren, bezogen auf das Geschäftsjahr 2020/2021. Welche Rolle der Rohstoff Kupfer dabei spielt, erläutert Maria Dobritzsch, bei Lapp für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich.

Frau Dobritzsch, Lapp bezeichnet Kupfer als den Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit – wie ist das gemeint?

Maria Dobritzsch: Das Erderwärmungspotenzial beziehungsweise das ‚Global warming potential‘ GWP 100 von Kupfer liegt im Durchschnitt bei 4,1 kg CO₂e/t Kupferkathode laut der International Copper Association ICA. Kupfer ist im Durchschnitt zu 88 Prozent am Gesamtergebnis des CO₂-Fußabdrucks unserer Kabelprodukte verantwortlich. Um die Erderwärmung zu bremsen, muss der CO₂-Ausstoß weltweit drastisch reduziert werden. Hier kommt der Industrie eine enorme Verantwortung zu. Uns bei Lapp ist es ein großes Anliegen, unsere CO₂-Emissionen zu reduzieren. Das größte Potenzial bietet dabei der Rohstoff Kupfer.

Was spricht gegen einen vollständigen Verzicht auf Kupfer als Rohstoff?

Kupfer ist nicht nur ein relativ weiches Material, das sich gut verarbeiten und formen lässt, sondern es ist auch widerstandsfähig und ausgesprochen langlebig. Darüber hinaus ist Kupfer zu 100 Prozent recyclebar. Bei der Energiewende und dem damit verbundenen Ausbau der Wind- und Solarenergie ist Kupfer ein essenzieller Rohstoff.

In Zukunft wird der Bedarf an Kupfer weiter steigen. Auf ihn zu verzichten, ist deshalb undenkbar.

Wie könnte dann aber nachhaltiges Kupfer aussehen?

Wie bereits erwähnt, ist Kupfer zu 100 Prozent recyclebar. Das Kupfer, dass Lapp weltweit einkauft, enthält bereits recycelten Kupferschrott. In Deutschland liegt der Recycling-Anteil im Durchschnitt bei 55 Prozent. Vor dem Hintergrund des ansteigenden Bedarfs an Kupfer gibt es hier aber noch viel Potenzial. Darüber hinaus werden in Zukunft Gütesiegel für eine verantwortungsvolle Kupferproduktion eine immer größere Rolle spielen. So hat sich The Copper Mark, eine kürzlich aus der ICA hervorgegangene Initiative, das Ziel gesetzt, einen Rahmen und Standards für die verantwortungsvolle Produktion in der Kupferindustrie zu schaffen.

Welche Wege beschreitet Lapp konkret?

Grünes Kupfer
Maria Dobritzsch: „Wir planen eine Mitarbeit in der Initiative ‚The Copper Mark‘, um verantwortungsvolle Produktionsprozesse in der Kupferindustrie zu fördern.“
© Lapp

Auch für Lapp gewinnt das Thema ‚Grünes Kupfer‘ zunehmend an Bedeutung. Wir sind derzeit dabei, den CO₂-Fußabdruck verschiedener Produkte zu berechnen. Vor diesem Hintergrund haben wir von unseren Hauptlieferanten Nachhaltigkeitsinformationen zu den gelieferten Rohmaterialien angefordert. Die Bereitstellung dieser Daten wird künftig neben Qualität, Preis, Verfügbarkeit, et cetera eine wesentliche Rolle bei der Auswahl von Lieferanten spielen. Darüber hinaus planen wir eine Mitarbeit in der Initiative The Copper Mark, um verantwortungsvolle Produktionsprozesse in der Kupferindustrie zu fördern. Eine Zertifizierung ist aktuell leider noch nicht möglich.

Dann gibt es ja noch das Projekt ‚Cuprum‘ – was verbirgt sich dahinter?

Bisher haben unsere Produktionsstätten den Einkauf von Kupfer weitestgehend eigenständig organisiert. Künftig soll der Kupfereinkauf für die Region LA EMEA zentral gesteuert werden. Dazu wurde im Jahr 2020 das Projekt ‚Cuprum‘ – lateinisch für Kupfer – mit Teilnehmenden aus allen europäischen Produktionsstätten und unserer Lead Buying Organisation gestartet. Das große Ziel des Projektes war es, Transparenz zu schaffen: Welche Produktionsstätte kauft von welchem Anbieter welche Menge Kupfer und warum? Diese Informationen haben uns geholfen, einen Überblick zu den verschiedenen Lieferanten und den eingekauften Rohmaterialien zu erhalten.


Das könnte Sie auch interessieren

Verwandte Artikel

U.I. LAPP GmbH

SPS

SPS News